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China treibt europäische Automobilzulieferer nach vorn

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Ergebnisse einer gemeinsamen Umfrage von Management Engineers und dem Center of Automotive Management unter den Top-Entscheidern der Branche


Der chinesische Automobilmarkt bleibt für die europäische Zulieferindustrie attraktiv und unwägbar zugleich. Sie wird dort ihre Produktionskapazitäten in den nächsten Jahren nochmals spürbar ausweiten. Dies geschieht ungeachtet der Erwartung, dass die Marktdynamik allmählich abnehmen und der Wettbewerbsdruck spürbar zunehmen wird. Die europäischen Zulieferer wollen auf eine Offensivstrategie setzen und verstärkt chinesische OEMs als Abnehmer für sich gewinnen. Dazu müssen sie ihre Innovationsführerschaft marktgerecht ausbauen sowie erhebliche Barrieren – politischer wie rechtlicher Art – bewältigen. Zu diesen Einschätzungen kommen die Unternehmensberatung Management Engineers und das Center of Automotive Management auf Grundlage einer gemeinsamen Umfrage unter 400 Top-Entscheidern der europäischen Automobilzulieferindustrie.


Im Einzelnen werden die Aktivitäten der nächsten Jahre insbesondere durch fünf Entwicklungslinien geprägt sein:


· Expansion in China geht weiter: Die europäischen Zulieferer treiben ihre Expansion im Reich der Mitte konsequent voran – und dies, obwohl sie dort mehrheitlich ein Abflachen der zuletzt steilen Wachstumskurve erwarten. Zwei Drittel der Unternehmen geben an, ihre Produktionskapazitäten vor Ort in den nächsten fünf Jahren um mindestens 30 % aufstocken zu wollen. Diese Pläne sind nicht zuletzt durch die Vorgaben der in China investierenden europäischen OEMs motiviert. Denn diese erwarten von ihren Zulieferern ein begleitendes Engagement – so sagen es über 95 % der Befragten.



· Die aufstrebende Konkurrenz verschärft den Wettbewerb: Fast ebenso viel sehen sich im gleichen Zuge einem zusätzlichen Kostendruck ausgesetzt. Denn die europäischen OEMs vor Ort binden schon jetzt zunehmend lokale, chinesische Zulieferer in die Wertschöpfungskette ein. Das tangiert nicht zuletzt die Erlössituation, die sich – auch aufgrund steigender Lohnkosten – verschlechtern wird. Diese Einschätzung teilen die Befragten fast unisono.



· Innovationsführerschaft sichert das Überleben: Die europäischen Zulieferer müssen in die Offensive gehen, um ihre Aktivitäten in China langfristig abzusichern. Der Markt fordert vor allem Innovationen, die auf die Verschlankung und Standardisierung von Produkten und Prozessen abzielen. Denn dies erhöht die Chancen auf


die Realisierung großer Volumina. Die damit verbundenen Skaleneffekte sind angesichts steigender Kosten und sinkender Margen unverzichtbar. Innovationen sollen dabei verstärkt marktnah in China generiert werden. Über 80 % der europäischen Zulieferer wollen dort in fünf Jahren mit F+E-Abteilungen präsent sein. Heute sind es lediglich 57 %.


· Ziel ist die Eroberung chinesischer  Abnehmer: Vor allem das Geschäft mit den chinesischen OEMs soll in den nächsten fünf Jahren kräftig wachsen – 87 % der befragten europäischen Zulieferer äußern diese Erwartung. Sie bauen dabei vor allem auf ihr Technologie-Know-how, auf das die Hersteller aus der Volksrepublik künftig mehr denn je angewiesen sein sollen. Flankiert wird dieser Vorsprung von Wissen und Können durch eine verstärkte Kundenbindung über After-Sales- und Serviceaktivitäten. Fast 70 % der Zulieferer planen, damit in fünf Jahren vor Ort zu sein. Derzeit sind es nur 46 %.


· Fremdbestimmt beim Handeln – ungeschützt beim Wissen: Die Erschließung chinesischer Abnehmer wird fast zwangsläufig über das Eingehen von Joint Ventures und anderen Formen der Kooperation erfolgen müssen. Auch wenn solche Zusammenschlüsse nach eigener Einschätzung mehr Risiken als Chancen bieten, sehen die Zulieferer keine Alternative dazu. Befürchtet wird vor allem ein Know-how-Abfluss (98 % der Befragten) sowie eine Einschränkung des unternehmerischen Entscheidungsspielraums (85 %). Dies gilt umso mehr, als der Exit aus einer einmal eingegangenen Kooperation nur schwer möglich ist (83 %). Die europäischen Entscheider haben dabei häufig keine klare Vorstellung davon, wie sie ihre Interessen politisch und rechtlich wirkungsvoll wahrnehmen können.


Jeder dieser fünf Entwicklungslinien ist Herausforderung und Chance zugleich. Um sie in einen Markterfolg umzumünzen, bedarf es für die europäischen Automobilzulieferer einer proaktiven, vorausschauenden Strategie.

Hierzu Richard Viereckl, Partner und Leiter Automotive bei Management Engineers: „Diese Strategie muss Produkt- und Prozessinnovationen sowie neue Formen der Kooperationen rechtlicher Interessen umfassen. In diesem Zuge gilt es, China als ‚Brutkasten‘ der modernen Mobilität zu nutzen – ein Markt, in dem das Prinzip ‚Simplify your Drive‘ noch wichtiger ist als die Vervollkommnung technischer Features.“

Prof. Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management, betont: „Mobilität in China findet längst nicht nur auf vier Rädern statt. Europäische Zulieferer sollten viel stärker als bislang auf den Zweiradmarkt blicken. Denn neben immer neuen Formen von Microcars sind es vor allem E-Roller und E-Räder, die in den chinesischen Städten auch die Mobilität der Zukunft prägen. Unsere Zulieferer tun gut daran, in diesen Bereichen ganz vorn mit dabei zu sein.“

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