Die europäische Gießereiindustrie steht derzeit vor großen Herausforderungen, aber die Lage in Deutschland scheint besonders gravierend zu sein. Seit zwei Jahren verzeichnet das Land kein Wirtschaftswachstum mehr und fällt in der europäischen Rangliste weiter zurück. Die Investitionen bleiben aus, und nicht nur die Automobilindustrie, auch die Bauindustrie leidet, Investitionen in Infrastruktur werden verschoben. Die Politik, die für die Rahmenbedingungen Verantwortung trägt, hat ganz offensichtlich kein Wahrnehmungsproblem, denn sie scheint sich zumindest halbherzig zu kümmern, aber sie scheint ein massives Handlungsproblem zu haben.
Wie schaut es in der Praxis aus, wir sprechen heute mit Ralf Ahnert, Geschäftsführer des mittelständischen Unternehmens bub-DRUCKGUSS GMBH aus Solingen, einer Stadt, die für die Herstellung von Schneidwaren bekannt ist. Herr Ahnert äußerte sich kürzlich in den ARD-Tagesthemen zu den Schwierigkeiten seiner Branche.
FP: Herr Ahnert, können Sie sich in Ihrer Berufslaufbahn an eine ähnlich dramatische Situation erinnern, wie managen Sie die derzeitige Flaute?
Ralf Ahnert: Ja, in der Finanzkrise im Jahr 2009 – 2010 war die Situation sehr einschneidend, ähnlich war es auch mit dem Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020, wo wir sofort reagieren mussten. Die Maßnahmen, die wir in der aktuellen Lage einleiten und durchführen müssen sind ähnlich. Man versucht kurzfristig die Kosten zu reduzieren und Investitionen auf Eis zu legen, respektive die Ausgaben zu reduzieren.
Parallel legt man noch intensiver das Augenmerk auf die Effektivität der Produktionsprozesse. Wir haben damit begonnen die Fertigung so zu steuern, dass die Maschinen quasi vollausgelastet sind oder ausgeschaltet werden. Man spart sozusagen Produktionsvolumen an um es kompakt abzuarbeiten. Wir versuchen Warmhaltezeiten zu reduzieren oder zu vermeiden. Für uns als energieintensives Unternehmen ist das sicherlich essenziell.
Die Mitarbeiter müssen in solchen Situationen natürlich zu einer gewissen Flexibilität bereit sein und Überstunden oder Resturlaub spontan abbauen. Unser Team zieht hier dankenswerterweise am gleichen Ende des Stranges wie wir in der Unternehmenssteuerung. Zudem werden im Personalwesen aktuell vakante Stellen nur wenn dringend nötig wieder besetzt.
In den Konjunkturellen Krisen der Vergangenheit, mussten wir uns des Tools der Kurzarbeit bedienen. Dies ist aktuell sicher eine oder gar die nächste Option. Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen, jedes Mal und immer wieder.
„Da wo es schnell gehen muss, geht es besonders langsam. Die Politik versteht uns nicht“