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Druckguss im Krisenmodus – Wann kommen Investitionen nach Deutschland zurück? Was fordert ein mittelständisches Unternehmen von der Politik

Ein Gespräch mit Ralf Ahnert, bub-DRUCKGUSS GMBH Solingen

Pressemitteilung | Lesedauer: min | Bildquelle: bub-DRUCKGUSS GMBH
Thomas Fritsch, Chief Editor
Ralf Ahnert

Die europäische Gießereiindustrie steht derzeit vor großen Herausforderungen, aber die Lage in Deutschland scheint besonders gravierend zu sein. Seit zwei Jahren verzeichnet das Land kein Wirtschaftswachstum mehr und fällt in der europäischen Rangliste weiter zurück. Die Investitionen bleiben aus, und nicht nur die Automobilindustrie, auch die Bauindustrie leidet, Investitionen in Infrastruktur werden verschoben. Die Politik, die für die Rahmenbedingungen Verantwortung trägt, hat ganz offensichtlich kein Wahrnehmungsproblem, denn sie scheint sich zumindest halbherzig zu kümmern, aber sie scheint ein massives Handlungsproblem zu haben.

 Wie schaut es in der Praxis aus, wir sprechen heute mit Ralf Ahnert, Geschäftsführer des mittelständischen Unternehmens bub-DRUCKGUSS GMBH aus Solingen, einer Stadt, die für die Herstellung von Schneidwaren bekannt ist. Herr Ahnert äußerte sich kürzlich in den ARD-Tagesthemen zu den Schwierigkeiten seiner Branche.

FP: Herr Ahnert, können Sie sich in Ihrer Berufslaufbahn an eine ähnlich dramatische Situation erinnern, wie managen Sie die derzeitige Flaute?

Ralf Ahnert: Ja, in der Finanzkrise im Jahr 2009 – 2010 war die Situation sehr einschneidend, ähnlich war es auch mit dem Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020, wo wir sofort reagieren mussten. Die Maßnahmen, die wir in der aktuellen Lage einleiten und durchführen müssen sind ähnlich. Man versucht kurzfristig die Kosten zu reduzieren und Investitionen auf Eis zu legen, respektive die Ausgaben zu reduzieren.

Parallel legt man noch intensiver das Augenmerk auf die Effektivität der Produktionsprozesse. Wir haben damit begonnen die Fertigung so zu steuern, dass die Maschinen quasi vollausgelastet sind oder ausgeschaltet werden. Man spart sozusagen Produktionsvolumen an um es kompakt abzuarbeiten. Wir versuchen Warmhaltezeiten zu reduzieren oder zu vermeiden. Für uns als energieintensives Unternehmen ist das sicherlich essenziell.

Die Mitarbeiter müssen in solchen Situationen natürlich zu einer gewissen Flexibilität bereit sein und Überstunden oder Resturlaub spontan abbauen. Unser Team zieht hier dankenswerterweise am gleichen Ende des Stranges wie wir in der Unternehmenssteuerung. Zudem werden im Personalwesen aktuell vakante Stellen nur wenn dringend nötig wieder besetzt.

In den Konjunkturellen Krisen der Vergangenheit, mussten wir uns des Tools der Kurzarbeit bedienen. Dies ist aktuell sicher eine oder gar die nächste Option. Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen, jedes Mal und immer wieder. 

„Da wo es schnell gehen muss, geht es besonders langsam. Die Politik versteht uns nicht“

FP: Energiepreise, Steuern, Bürokratie – fühlen Sie sich als KMU von der Politik ausreichend verstanden?

Ralf Ahnert: Nein in keinem Fall. Gerade wir - die mittelständischen Unternehmen - stellen den Kern der wirtschaftlichen Leistung dar und haben an viel zu vielen Stellen mit steuerlichen Nachteilen und Bürokratie zu kämpfen. Da wo es schnell gehen muss, geht es besonders langsam. Mit den hohen Energiepreisen haben alle zu kämpfen, da könnte die Politik sicher „energischer“ und vor allem langfristiger eingreifen. Wenn man aber hört und liest welche steuerlichen Gestaltungsmöglichkeiten von den Global Playern genutzt werden, sieht man sich als „KMU“ sicher im Nachteil.

FP: Neben der schwächelnden Konjunktur – welche politischen Rahmenbedingungen wünschen Sie sich für ihr Unternehmen sofort verändert?

Ralf Ahnert: Ein Ansatz wären z.B. dauerhafte Förderprogramme für KMU, und zwar nicht nur in Krisenzeiten! Zweifellos stehen gerade einige Fördertöpfe zur Verfügung, die auch sicherlich gut und hilfreich sind. Aber in Zeiten in denen Unternehmen sowie wenig finanziellen Mittel haben, fallen Investitionsentscheidungen trotzdem schwer… der selbst aufzubringende Anteil ist, je nach investitionssumme, einfach zu hoch.

Politik darf gerne mehr sein als der Feuerlöscher

FP: Was sagen Sie zu den aktuellen Vorschlägen des Wirtschaftsministeriums Stichwort „Deutschlandfonds“ und mit Blick auf Europa welchen Rat würden Sie der EU-Kommission in Brüssel mit auf den Weg geben?

Ralf Ahnert: Die Grundidee des Deutschlandfonds ist gut. Problem ist nur, dass auch diese Maßnahme wieder in einer Notfallsituation aus der Hüfte geschossen wurde. Präventive, langfristige und nachhaltige Maßnahmen für KMU´s, würden zu eine Stabilisierung der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen beitragen. Das gilt in diesem Zusammenhang für die ganze EU. Ich habe in den letzten Tagen mit italienischen Partnern gesprochen, dort ist ebenso „Flaute“ wie bei uns in Deutschland.

Ich denke, dass es essenziell ist, dass die Politik sich nicht mehr in die Situation bringen darf als Feuerlöscher zu fungieren, sondern vorbeugend und nachhaltig Brände vermeiden muss. In einem der letzten TV-Berichte erwähnte man in Bezug auf den Deutschlandfonds und Robert Habeck den Begriff „Wahlkampfmodus“. Leider ist es so, dass desto mehr dieser Modus läuft, und es nicht mehr lange bis zum September 2025, desto weniger echte und glaubwürdige Inhalte werden kommuniziert. Für uns als Unternehmen bedeutet das - weitermachen mit Vollgas, ohne ein zu großes Augenmerk auf die wahlkampforientierte Rhetorik der Politik zu legen.

Vielen dank für das Gespräch | Das Gespräch führte Thomas Fritsch, Chefredakteur Foundry-Planet GmbH


Über bub-DRUCKGUSS GmbH

Die Produktion ist auf die Herstellung von kleinen und mittleren Gussteilen ausgelegt. Bei hochwertigen Oberflächenteilen im Handguss oder bei technischen Bauteilen voll automatisiert werden Druckgussteile inkl. mechanischer Bearbeitung hergestellt

  • Zinkdruckguss mit Warmkammer-Druckgießmaschinen
  • Aluminiumdruckguss mit Kaltkammerdruckgießmaschinen
  • Mechanische Bearbeitung, Montage und Werkzeugbau
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  • Oberflächenbeschichtung / -bearbeitung
  • Konstruktion
  • Qualitätsmanagement

 

Source: www.bub-druckguss.de 

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