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Druckguss: Nur noch Giga oder Mega – oder kommt es am Ende gar nicht so sehr auf die Größe an?

Spannendes Branchentreffen zur GTK 2025 in Kassel mit 400 Teilnehmern aus 25 Ländern

Lesedauer: min | Bildquelle: Thomas Fritsch
Thomas Fritsch, Chief Editor

Mit der herzlichen Begrüßung durch Prof. Dr.-Ing. Martin Fehlbier begann die GTK-Tagung an der Universität Kassel – eine hochkarätige Veranstaltung, die bei den Fachteilnehmern auf große Resonanz stieß. Bestens organisiert, mit Simultanübersetzungen in Deutsch, Englisch, Chinesisch und Japanisch, stand die Tagung ganz im Zeichen der aktuellen Entwicklungen im Giga-Casting. Besonders spannend waren die unterschiedlichen Ansätze und Praxisberichte aus Europa, China und den USA, die das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchteten.

Die Referenten betonten die zunehmende Integration von Gussbauteilen als Ersatz für zahlreiche Einzelkomponenten. Im Fokus standen Fragen zur Zukunft der Branche, zu Schließkräften von Druckgießanlagen bis zu 20.000 Tonnen sowie zu den Strategien von OEMs und Zulieferern. Weitere Kernthemen waren Werkzeug- und Simulationskonzepte, Legierungsmaterialien, Bauteilbearbeitung, Nachhaltigkeit, Energieeffizienz, Recycling und Kosten.

Dank der Unterstützung zahlreicher Mitorganisatoren und Partner, darunter die Fachmesse EUROGUSS, Max Schumacher (BDGuss) und Foundry-Planet, wurde die Veranstaltung mit über 400 Teilnehmern aus 25 Nationen ein großer Erfolg und setzte einen neuen Teilnehmerrekord. Prof. Dr.-Ing. Martin Fehlbier hob die wichtige Rolle der Sponsoren hervor – darunter FILL, Stotek, Bühler, Comptech und weitere – sowie die Präsenz von 25 Ausstellern aus verschiedenen Bereichen der Gießereitechnik.

„Das waren zwei intensive Tage zum Thema Giga-Casting, wie wir sie in Mitteleuropa bisher noch nicht erlebt haben“, betonten Teilnehmer bereits während des Festabends in der Brüderkirche in Kassel bei erstklassigem Catering und anregenden Gesprächen.

Unterschiedliche Denkweisen und Strategien in Asien, den USA und Europa

Die gut zusammengestellten Vorträge gaben einen fundierten Überblick über die Strategien der Automobilhersteller in Europa, Nordamerika und China im Bereich Giga-Casting. Dabei wurden die Unterschiede zwischen den Regionen sowie die Auswirkungen auf Zulieferer und Markttrends sichtbar.

Es wurde deutlich, dass Produktionskapazitäten in den verschiedenen Industriekulturen ganz unterschiedlich gedacht und umgesetzt werden.
Dabei wurden drei Kategorien definiert:

  1. Large Casting (3.000–6.000 Tonnen Schließkraft) für strukturrelevante Bauteile.
  2. Giga-/Megacasting (über 6.000 Tonnen) für komplette Karosserieteile.
  3. Batteriekomponenten, darunter Träger, Rahmen und Wannen.

Mit Blick auf die Märkte zeigen sich deutliche Unterschiede bei den OEM-Strategien und der Akzeptanz durch Zulieferer:

  • Europa: VW ist Vorreiter im Bereich Giga-Casting, während BMW und Mercedes selektiv auf größere Gussteile setzen und bestehende Druckgießmaschinen (DCM) nutzen. Volvo verfolgt eine progressive Strategie mit Giga-Casting für den Hinterwagen. Tesla bleibt mit seinem Unbox Process der Innovationsführer.
  • Nordamerika: General Motors und Ford treiben Giga-Casting voran, während Stellantis eher abwartend agiert. Japanische Hersteller wie Toyota, Nissan und Honda planen ebenfalls den Einstieg.
  • China: Hier ist Giga-Casting bereits Industriestandard. Unternehmen wie NIO, Xiaomi und BYD investieren massiv. Auch traditionelle Hersteller wie GAC, Cherry und FAW bauen ihre Kapazitäten aus.

China hat in den letzten Jahren enorm in Giga-Casting investiert und verfügt inzwischen über mehr als 110 große Druckgießmaschinen. In Europa hingegen sind Zulieferer mit Maschinen über 6.000 Tonnen noch die Ausnahme. Dies stellt eine große Herausforderung für die europäischen OEMs dar. Handtmann in Biberach ist derzeit der einzige Tier-1-Zulieferer mit einer Mega-DCM.

Giga-Casting verändert die Automobilproduktion weltweit – aber gibt es einen disruptiven Wandel?

Klar ist: Giga-Casting verändert die Automobilproduktion weltweit. Während China bereits führend ist, holen Europa und Nordamerika auf. OEMs, Zulieferer und Maschinenbauer müssen neue Strategien entwickeln, um entlang der Prozesskette optimal aufgestellt zu sein.

Ein radikaler oder gar disruptiver Wandel, wie ihn der amerikanische Produktionsexperte Sandy Munro voraussagt, konnte während der Veranstaltung in Kassel jedoch nicht eindeutig festgestellt werden. Für alle Maschinengrößen sowie die möglichen Gussteilgrößen und Geometrien wurden fundierte Argumente vorgetragen.

Nach wie vor gibt es unterschiedliche Einschätzungen, insbesondere zu:

  • Reparierfähigkeit großer Gussteile
  • Logistikfragen, wenn die Gießerei nicht in direkter Nähe zum OEM ist
  • Tatsächlicher Effizienz von Giga-Casting, da Ausschussraten und Maschinenstandzeiten in der Branche streng geheim gehalten werden

Ein positiver Effekt ist jedoch unbestreitbar: Leichtbau in Guss bleibt ein zentrales Thema. Die Verwendung von Aluminium nimmt weiterhin zu, und aufgrund der aktuell günstigen Preise wird auch wieder vermehrt Magnesium in Fahrzeugen eingesetzt.

Die Diskussion um Giga-Casting bleibt spannend – und Foundry-Planet wird Sie weiterhin über die wichtigsten Entwicklungen und ausgewählte Vorträge der GTK in Kassel informieren.


Hier die Übersicht über die Vorträge:

Market Overview GIGA-Casting
Sebastian Lüttig, Schlegel und Partner GmbH (DE)

LK GIGA-Casting 2.0
Gao Zhan, L.K. Technology (CN), Christian Platzer, TPI Technology GmbH (AT)
HONGTU Strategy for GIGA-Casting Gary Yao, Guangdong HONGTU Technology (CN

GF Strategy for GIGA-Casting
Frank Gensty, GF Casting Solutions AG (CH)

Honda's MEGA-Casting and aluminum alloy recycling initiatives
Kenichi Kawasaki, Kosuke Dateki, HONDA R&D Co., Ltd., (JP)

Addressing Large Structural Casting Challenges at Ford
Alan Gonzalez, FORD Motor Company (US)

Technology trends and potentials for GIGA-Casting
Martin Hartlieb, VIAMI International Inc. (CA

Mg-Thixomolding for Automotive & Ultra-Large Structural Applications
Stefan Fritsche, YIZUMI Die Casting and Metal Forming (CN)

GIGA-Casting - One Stop Solution mould development
Tina Zhou, Ningbo SCIVEDA Technology Co., Ltd. (CN)

Large castings in the global purchasing environment: opportunities and risks
Frank Wimmer, BMW AG (DE)

Large Sized Parts - Right Sized Machines - The Volkswagen Approach
Benjamin Marks, Volkswagen AG (DE)

Think Big! Growing potential for large parts in HPDC
Stefan Kneer, Albert Handtmann Holding GmbH & Co. KG (DE)

Low carbon Aluminum HPDC Alloys for large Structural Components
Dr. Stuart Wiesner, Aluminium Rheinfelden Alloys GmbH (DE)

How to convince existing car makers using Big Structural Parts up to MEGA-Casting
Cornel Mendler, Michael Cinelli, Bühler AG (CH)

Optimizing Gigacastings with Total Cost of Ownership in Mind
Philipp Hettich, Laubinger + Rickmann GmbH & Co. KG (DE)

Latest developments and solutions at MEGA/GIGA-HPDC moulds
Siegfried Heinrich, Schaufler Tooling GmbH & Co. KG (DE)

Variothermal process control for future thermal management in permanent mold casting
Alexander Haban, Prof. Dr.-Ing. Martin Fehlbier, Universität Kassel, GTK (DE)

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