Das Jahr ist randvoll schlechter Nachrichten. 2/3 aller Wirtschaftsverbände blicken sorgenvoll nach vorne. Der DAX ignoriert das und springt auf „all time high“. Die Finanzwelt hat die reale Welt verlassen & gewichtet die Position „Phantasie“ nach oben.
Außerhalb des Börsenparketts ist Deutschland dagegen auf dem Weg zum Underperformer. In Berlin wird reagiert statt regiert, Volkswagen ist die Antriebswelle gebrochen, die Deutsche Bahn hat sich von allen Kundenwünschen abgekoppelt, Bayer ist mit dem Monsanto Virus infiziert und thyssenkrupp schmelzt sich weiter selbst ein. 90 % der Deutschen machen sich große Sorgen. Zukunftsforscher Opaschowski spricht von einem Absturz der Zuversicht.
Wo ist diese Zukunft von der alle reden?
Jetzt ist der Moment den Joker ins Spiel zu bringen. Die Familienunternehmen. Um sie beneidet uns alle Welt. Fast 3 Mio. dieser Güteklasse arbeiten hier im Lande. Die Besten davon werden Weltmarktführer. 3.300 gibt es weltweit: 350 in den USA, 97 in China und 74 in Great Britain. In Deutschland sind es 1.573.
Da fängt die Zukunft an. Familienunternehmen sind von Natur aus anders gestrickt: Spezialisten ihres Fachs, mit funktionierendem Geschäftsmodell, der Erfahrung zahlloser Krisen, langem Blick und Werten, die abseits der Zahlen zählen.
Doch in der Diskussion um die Zukunft finden sie nicht statt & der Kanzler lädt sie nicht ein. Ihr Lebensraum ist die Produktionshalle, nicht das TV Studio. „Schaffe, net schwätze“, ist Glaubensbekenntnis und Handlungsanweisung in einem. Dieser Charakterzug droht sich nun gegen sie zu wenden. Dabei wäre nun ein guter Moment den Mund aufzumachen und ihr größtes Asset in die Diskussion einzubringen: ihr Vertrauenskapital.
Anders als Kryptowährung ist Vertrauen nicht maschinell zu erzeugen & daher selten geworden. Wohin wir auch blicken Politik, Medien, Wirtschaft, Wissenschaft, nicht mal der katholischen Kirche vertrauen wir noch. Doch Zukunft wird auf Vertrauen gebaut. Nur wer Vertrauen genießt, findet Gehör & Verbündete.
Banken, Private Equity, Venture Capital, selbst die Regierung hat außer Geld nichts zu bieten. Familienunternehmen können mehr. Über Jahrzehnte haben sie sich das Vertrauen ihrer Mitarbeitenden, Heimatregion, Industrie und Partner erarbeitet. Von Mensch zu Mensch. Würth, Otto, Knauf, Trumpf, Fielmann, Deichmann - da weiß man, was man hat.
In der Kurzsichtigkeit des politischen und finanzmarktaffinen Agierens ist der Blick für das Große & Ganze abhandengekommen. Die Zukunft ist keine Zeit, die stillsteht und auf politische Entscheidungen wartet. Sie will erschaffen werden.
Unternehmertum ist die Liebe am selbstbestimmten Handeln. Sonst droht Vissmann zum Role Model zu werden. Der große Schlussverkauf: Alles muss raus. Das Vorzeigeunternehmen hat den Glauben, die Perspektiven und das Selbstvertrauen verloren.
Vertrauenskapital ist der Anfang von allem. Auch für Wirtschaftswunder
Quelle & Autor: Frank Dopheide