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Insolvenz als Sanierungsinstrument

Die ae group ag, ein Automobilzulieferer mit rd. 1.400 Mitarbeitern, hat

am 02.04.2009 den Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt.

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Das Unternehmen verfügt über Betriebsstätten in Gerstungen (Thüringen), Nentershausen (Hessen), Selmsdorf(Mecklenburg-Vorpommern), Schortens (Niedersachsen), Lübeck (Schleswig-Holstein), Strzelce Krajeńskie (Polen) sowie LaGrange (Georgia, USA). Die ae group stellt Aluminium-Druckgussteile für sämtliche namhafte Automobilhersteller her. So z.B. für ZF, Wabco, VW/Audi, Continental, GM/Opel, Daimler, etc. Die Teile der ae group befinden sich z.B. im Porsche Cayenne, Audi Q7, Audi A3, A4, etc. In Folge der Wirtschaftskrise ist der für das Jahr 2009 prognostizierte Umsatz von rd. 180 Mio. € um fast 50% auf rd. 100 Mio. € eingebrochen. Bereits im Februar wurde der Rechtsanwalt und Fachanwalt für Insolvenzrecht Andrew Seidl, der auf Insolvenzplanverfahren spezialisiert ist, zum neuen Vorstandsvorsitzenden bestellt, um die Sanierung des Unternehmens zu übernehmen.

Eine Bewältigung der Krise mit üblichen „Bordmitteln“, wie z.B. Kurzarbeit, partielle Werksschließungen, erwies sich als nicht zielführend, da eine Kapitaldienstfähigkeit auch nach Verzichten der Konsortialbanken nicht
gegeben war. So konnte auch das ursprüngliche Sanierungskonzept, wonach die kreditgebenden Banken auf rd. 47 Mio. € verzichten wollten, nicht durchgeführt werden. Aus diesem Grunde hat sich die Geschäftsleitung entschlossen, dass
Unternehmen über einen Insolvenzplan neu zu definieren und an die geänderten Marktverhältnisse auszurichten. Hierbei nutzt das Management das Insolvenzplanverfahren als „Zeitraffer der Sanierung“.

Beabsichtigt ist, das Insolvenzplanverfahren in der Sonderform der Eigenverwaltung. Das bedeutet, dass mit Eröffnung des Insolvenzverfahrens kein Insolvenzverwalter eingesetzt wird. Vielmehr die Geschäftsleitung unter Aufsicht eines vom Insolvenzgericht gestellten Sachwalters ihre Restrukturierung selber durchführt. Hierbei ist ein Zeitraum von fünf Monaten für die Restrukturierung geplant. Das heißt, das Insolvenzverfahren wird Mitte/Ende August 2009 aufgehoben sein.

Gerade in den durch die Wirtschaftskrise stark getroffenen Branchen liefert das Insolvenzplanverfahren hervorragende Möglichkeiten, das Unternehmen vom Ballast der Vergangenheit zu befreien und zukunftsweisend auszurichten. Durch das Insolvenzplanverfahren können bestehende Risiken abgeschnitten werden. Ebenso können sämtliche nachteiligen Vertragsverhältnisse, die das Ergebnis langfristig belasten, über Sonderkündigungsmöglichkeiten beendet werden. Nur mit diesem besonderen Rechtsrahmen, den die Insolvenzordnung zur Verfügung stellt, ist es möglich, die ae group auf das betriebswirtschaftlich notwendige Maß „gesund zu schrumpfen“, um sodann gegen Herbst des Jahres 2009 als starker Wettbewerber wieder in Erscheinung zu treten.

Während der kurzen Insolvenzphase von rd. fünf Monaten wird der Geschäftsbetrieb vollumfänglich aufrecht erhalten. Die Kunden werden weiterhin fristgerecht und in der gebotenen Qualität die bestellte Ware erhalten. Neben den beabsichtigten Werksschließungen ist mit einem Personalabbau von rd. 400 Leuten zu rechnen.

 


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