Die Gastgeber, Prof. Dr. Wolfram Volk (TUM) und Dr. Steffen Klan (Fraunhofer IGCV), entschieden sich bewusst, nicht lange über die schwierige Lage der deutschen Gießerei-Industrie zu klagen. Stattdessen appellierte Prof. Dr. Volk an die zahlreichen Gäste in der Gießereihalle: „Lasst uns die Chancen erkennen, die sich aus den Herausforderungen ergeben!“
Die Gießereihalle des Fraunhofer-Instituts in Garching ist mittlerweile hervorragend ausgestattet. Zu den neuesten Erweiterungen zählt eine Installation für Injector Casting, die das technologische Spektrum weiter ausbaut.
Wie gewohnt bot die Veranstaltung eine gelungene Mischung aus drei inspirierenden Keynotes und dem beliebten Forschungsmarktplatz, auf dem aktuelle Themen und Demonstrationen von Fraunhofer IGCV, TUM utg, HS Aalen, HS Kempten und innovativen Start-ups präsentiert wurden.
Keynotes
- Dr. Ingo Ederer, Voxeljet AG: Gedruckter Sand in neuen Dimensionen
- Stefan Kneer, Albert Handtmann Metallgusswerk GmbH & Co. KG: Think Big! Wachsende Potenziale für Großteile im Druckguss
- Filho Ferreira de Oliveira, FILL Ges.m.b.H.: Ein Blick in die Zukunft der digitalisierten Gießereiwelt
„Limits gibt es nur im Denken“
Mit dieser These eröffnete Dr. Ingo Ederer, Gründer und Pionier der Voxeljet AG, seinen Vortrag. Gedruckte Sandkerne, einst primär für Prototypen genutzt, sind heute aus der Serienproduktion nicht mehr wegzudenken – vor allem aufgrund ihrer einzigartigen Komplexität.
Dr. Ederer präsentierte eindrucksvoll die Weiterentwicklung gedruckter Kerne im Großguss, etwa für komplette Formen von Windturbinen. Grundlage für höchste Präzision ist dabei ein detaillierter Datensatz, während die Bauteile nach dem Prinzip von Lego-Steinen zusammengesetzt werden.
Besonders beeindruckend: In Friedberg bei Augsburg entsteht derzeit ein neuer Großdrucker mit innovativer Hebetechnik und Brückenkonstruktion. Dieser Drucker verarbeitet 3.900 Liter Sand in 24 Stunden und ist konzeptionell auf Kreislaufsand ausgelegt. Ein spannendes Projekt, das zeigt, wie schnell die europäische Maschinenbauindustrie auf Herausforderungen reagieren kann. (Foundry-Planet bleibt dran!)
Giga-, Mega-, Hypercasting – Ein Blick nach Biberach
Seit die Albert Handtmann Metallgusswerk GmbH & Co. KG in Biberach die Bühler Carat 610 Megapresse installiert hat, wird das Unternehmen immer wieder um Einblicke in die Hintergründe und Visionen gebeten. Stefan Kneer sprach in seinem Vortrag über den Mut, den das familiengeführte Unternehmen in der fünften Generation bewiesen hat, als es in Zeiten schwieriger Marktbedingungen in die Zukunft investierte.
Positiv stimmen vor allem die Perspektiven aus der Automobilindustrie: Der Aluminiumanteil in Fahrzeugen wird bis 2030 auf 125 kg pro Fahrzeug steigen, und Analysten prognostizieren eine steigende Nachfrage nach Megacastings – insbesondere für Hinterwagen, Batterierahmen und künftig auch Vorderwagen.
Mit seinen Kunden arbeitet Handtmann bereits an mehreren Vorentwicklungsprojekten. Ziel ist es, als Full-Service-Supplier Serienproduktionen umzusetzen. Für die 6.100-Tonnen-Maschine liegen bereits drei Serienaufträge vor. Dank der hohen Fertigungstiefe ist Handtmann sowohl im Stammwerk als auch in den internationalen Werken optimal auf die Transformation vorbereitet.
Digitalisierung und Robocast – Die Zukunft im Blick
Der Vortrag von Filho Ferreira de Oliveira bot faszinierende Einblicke in die Themen Robocast und die kontinuierliche Suche nach der besten Lösung in einer digitalisierten Gießereiwelt.
Die Barbaratagung 2024 in Garching erwies sich dank der exzellenten Organisation und der positiven Grundstimmung wieder als ein echtes Highlight. Besonders in diesen angespannten Zeiten bot die Veranstaltung nicht nur wertvolle Impulse, sondern auch Zuversicht und Inspiration für die ganze Branche.