ASK Chemicals - Windkraftanlagen als Wachstumsträger für die Gießereibranche

Klimawandel, Einschränkungen des CO₂-Ausstoßes und die Bevorzugung erneuerbarer Energien lassen die Windkraft zu einer wichtigen Energiequelle anwachsen. Laut EWEA (European Wind Energy Association) wurden 2010 in der EU 9,3 Gigawatt Windkraftleistung neu errichtet. So decken Europas Windkraftanlagen bereits 5,3% des europäischen Stromverbrauchs. Bis 2020 soll die Windenergie bis zu 18% der gesamten EU-Stromproduktion liefern. Treibende Kräfte dieses Windkraft-Booms sind - neben der EU selbst - vor allem China und die USA.

Von dieser dynamischen Entwicklung profitieren auch die zuliefernden Gießereien, wie die Eisengießerei Torgelow GmbH aus der gleichnamigen Stadt im Osten Mecklenburg-Vorpommerns. Gemeinsam mit dem Entwicklerteam des globalen Gießerei-Zulieferers ASK Chemicals in Hilden wurden neue Konzepte für Fertigungsprozesse in der Kernmacherei konzipiert, die den Anforderungen im Bereich Großguss gerecht werden.

Diese Entwicklungen lassen erkennen, dass Windkraftanlagen durch ihre fortschreitenden technologischen Ansprüche auch für die Gießereibranche einen Innovationstreiber und starken Wachstumsträger darstellen - vorausgesetzt, Betriebe werden den hohen technologischen Anforderungen durch flexible Ausrichtung und kosteneffizientes Produktmanagement gerecht.

Diesen Weg sind bereits vor sechs Jahren die Verantwortlichen der Eisengießerei Torgelow gegangen. Das über 250 Jahre alte Unternehmen hatte in der Nach-Wende-Zeit schwer mit den notwendigen Umstellungen zu kämpfen, war aber immer sehr stolz auf die Qualität seiner Produkte, die auf der hohen Qualifizierung der Mitarbeiter gründete: Von Generation zu Generation weitergegebene Erfahrungen sorgten für ein hohes Maß an Fachkompetenz im Bereich von handgeformten Teilen aus Gusseisen mit Lamellen- oder Kugelgraphit.

Kompetenz, Qualität und Zuverlässigkeit sind Voraussetzung

Finanzstarke Partner, eine leistungsbereite Mannschaft und die kontinuierliche Weiterentwicklung des metallurgischen Know-hows ermöglichten es in Torgelow, Gussteile für technologisch anspruchsvolle Anwendungen mit komplizierten Bauteilgeometrien zu produzieren. Umfangreiche Investitionen von über 50 Mio. Euro wurden getätigt, um die größte Handformerei und Strahlerei sowie den modernsten Schmelzbetrieb Europas zu etablieren. Mit dieser Hochtechnologie ausgerüstet, produziert das Unternehmen Gussteile mit Stückgewichten von bis zu 150 t. Durch ihre technische Ausstattung und Struktur kann die Eisengießerei heute Großgussteile hochvolumig in Serie produzieren und ist sowohl auf Qualität als auch auf Flexibilität in der Fertigung ausgerichtet, um die geforderte Liefertreue sicher zu stellen. Damit ist die Gießerei in der Lage Chancen in expandierenden Märkten zu nutzen. Neben der besonderen technischen Ausstattung sind die wichtigsten Erfolgsfaktoren für das Unternehmen die hohe Kompetenz in der Begleitung der Kunden bei der Produktentwicklung und beim Redesign technologisch optimierter Produkte sowie die hohe Qualität bei Fertigung, Service, Verlässlichkeit und Schnelligkeit.

„Das Standbein Windkraft passt perfekt zur Eisengießerei Torgelow", so Geschäftsführer Peter Christian Weilguni. „Es ist eine noch junge Branche, die jedoch hoch anspruchsvollen Guss erfordert und genau das bieten wir unseren Kunden". Seit einigen Jahren werden in Torgelow u. a. Rotornaben, Rahmen oder Getriebegehäuse für Windkraftanlagen gegossen.

Das Thema Qualität ist im Bereich der erneuerbaren Energien besonders wichtig - mit entsprechenden Anforderungen an die eingesetzten Werkstoffe und Produktionsmittel. Dieser notwendige „Quantensprung" ist in Torgelow gelungen. Die Produktion des ersten 80 t schweren Gussteils - das mittlerweile in Serie läuft - war für die Eisengießerei eine intensive Erfahrung und zeichnete den Sprung in der Produktentwicklung nach, der von immer mehr Kunden gefordert wird: weg von den kleinen Anlagen und hin zu Multimegawattanlagen, die neue Applikationsformen benötigen. Große Windkraftanlagenbauer wie Bard, SWP (Siemens Wind Power), REpower, Enercon oder Acciona setzen und vertrauen auf das Können der Eisengießerei Torgelow.

Strategische Partnerschaften fördern Technologievorsprung

Für eine erfolgreiche Produktentwicklung dieser Art spielt eine funktionierende Wertschöpfungskette eine wichtige Rolle. Gemeinsam mit Zulieferern und Kunden werden Innovationen entwickelt und zur Serienreife gebracht. „Solche strategischen Partnerschaften sind ein wichtiger Baustein für die künftige Entwicklung der Eisengießerei", betont Weilguni.

Ein gutes Beispiel dafür ist die Zusammenarbeit mit ASK Chemicals aus Hilden. ASK ist ein weltweit führender Hersteller von Chemikalien für den Gießereiprozess. Das Portfolio umfasst eine breite und innovative Palette an Gießereihilfsmitteln von Bindern, Schlichten, Speisern, Filtern und Trennmitteln bis zu metallurgischen Produkten wie Impfmitteln, Impfdrähten und Vorlegierungen im Eisenguss.

Gemeinsam mit den Entwicklerteams der ASK Chemicals wurden neue Konzepte für Fertigungsprozesse in der Torgelower Kernmacherei konzipiert, die den Anforderungen im Bereich Großguss gerecht werden. ASK Chemicals setzte seine Erfahrungen sowie seine Entwicklungskompetenz vor allem bei der Anpassung der Applikationen mit Schwefelsperrschlichten und Spezialharzen ein, die eine hohe Gleitfähigkeit ausweisen, aber auch bei Schlichten, die der nötigen thermischen Belastung standhalten. Speziell in der gleichmäßigen Aushärtung der Gussteile lag die besondere Herausforderung. Spezifisch entwickelte Gießereiadditive stellen heute die Qualität der immer größer werdenden Teile sicher.

Auch die Optimierung der Steuerungssysteme für die Sandmischanlage spielt im Produktionsprozess eine bedeutende Rolle. Die Anpassung des Furanharzsystems und die Dosierung der Mischer mussten auf die Dimensionen dieser Großgussteile ausgerichtet werden. Zielsetzung war es, den Sand für die über 80 t schweren Gussteile schnell zu mischen und dabei wirtschaftlich zu arbeiten. Dazu musste das Furanharzsystem mit spezifisch optimierten Komponenten ausgestattet und in das richtige Mischungsverhältnis gebracht werden. Diese Anforderungen wurden im Rahmen der strategischen Partnerschaft durch die ASK-Spezialisten, die Maschinenbauhersteller und die eigenen Experten im Hause gelöst. Heute arbeitet die Eisengießerei Torgelow mit exakt auf den Großguss optimierten Sandmischsystemen, die eine extrem genaue Dosierung zulassen.

Für die Auswahl der Zulieferer zählt in Torgelow nicht ausschließlich der Preis als entscheidendes Kriterium. Großen Wert wird auch auf die Lieferfähigkeit gelegt, um den Produktionsablauf nicht zu gefährden - ein mögliches Risiko, das unter wirtschaftlichem Druck häufig nicht bedacht wird.

Die Eisengießerei Torgelow bezieht alles, was das Unternehmen an Gießereichemikalien einsetzt aus Hilden. ASK ist mittlerweile auch für die Lagerhaltung und Logistik verantwortlich. „Wir stellen in solchen Entwicklungs- und Fertigungsprozessen unseren Kunden unser spezifisches Know-how, das gesamte Produktportfolio und unseren Service zur Verfügung", fasst Stefan Sommer, Geschäftsführer der ASK Chemicals, die Basis der Partnerschaft zusammen. Für Kunden wie die Gießerei in Torgelow werden Additive spezifisch auf die lokalen Gegebenheiten angepasst. Informationen zu neuen Produktlösungen aus dem Forschungszentrum gehen frühzeitig an den Kunden, der damit seine eigene Technologieführerschaft ausbaut.

Weitere Herausforderungen auch für die Zukunft

Wer stehen bleibt, hat verloren. So gibt es auch für die Zukunft anspruchsvolle Aufgaben, zum Beispiel die weitere Optimierung und Anpassung der eingesetzten Bindersysteme. Momentan fährt die Eisengießerei mit einer Regelleistung von 70 t Sandgemisch in der Stunde. Im Gießprozess selbst werden 80 % des Sandes hoch thermisch beansprucht. Aus Sicht der Fachleute in Torgelow ist dieser Prozess noch mit zuviel Kohlenstoff und Schwefel belastet. Außerdem muss die Regeneration des Sandes chemisch, nasschemisch oder physikalisch so optimiert werden, dass die Glühverluste geringer ausfallen. Das Forscherteam der ASK Chemicals wird anhand dieser Anforderungen seine Bindersysteme weiterentwickeln.

Firmenchef Weilguni ist von der Zusammenarbeit mit dem längjährigen Partner überzeugt. Für ihn ist das Einhalten von Absprachen und eine hohe reproduzierbare Produktqualität das A und O einer Partnerschaft. „Nur so lässt sich - auch unter Einbeziehung des Zulieferers - eine für unser Geschäft äußerst wichtige Kundenbindung erzielen und bei schwierigsten und unterschiedlichsten Kundenwünschen und -anforderungen eine verbindliche Beratung sicherstellen", erläutert er.

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