Denis Hopp: Die gesamte Branche befindet sich zweifellos im Wandel. MEGA oder GIGA-Casting sind die Themen, über die derzeit gesprochen wird. BMW hat das sogenannte „Injektor-Casting“ für E-Mobilität entwickelt. Ebenfalls gibt es verbesserte Füllprozesse. Was wir beobachten, ist, dass momentan viel Input von außen auf die Gießereien einströmt, wobei nicht alles davon ziel- oder erfolgversprechend ist. Wir müssen uns immer wieder aufs Neue entscheiden, welche Technologien für uns interessant sind und in welche Richtung wir uns entwickeln möchten. Bis vor kurzem hatten wir noch das Lost-Foam Verfahren. Hin und wieder muss man sich eben von alten Technologien lösen. Letztens hatte ich die Möglichkeit, die Produktion der 5. Generation an BMW E-Motorengehäuse anzuschauen. Ich finde es sehr beeindruckend, wie der „gesamt Prozess“ bei BMW - vom Herstellen der Kerne bis zum Prüfen der Gussteile - miteinander verknüpft ist.
Foundry-Planet: Es ist spannend, die Vielfalt der Prozesse zu beobachten, die gerade im Kommen sind. Wir befinden uns in einer Zeit der Transformationen. Wie bekommt man das hin als Unternehmen, wenn Gussteile für ICEs in der Stückzahl zurückgehen? Sind vielleicht andere Technologien eine Alternative?
Denis Hopp: Melt-Conditioning ist eine solche mögliche Alternative. Aktuell bewerten wir die unterschiedlichen Technologien der Schmelzevorbehandlung sehr intensiv.
„Selbst wenn wir „nur“ in unserem Kerngeschäft bleiben, blicken wir auf eine verheißungsvolle Zukunft, gerade weil es im Aluminiumbereich gute Substitute gibt“
Foundry-Planet: Wir hatten letztens ein interessantes Gespräch, in dem es darum ging, Waschbecken zu gießen. Glauben Sie, dass es in Zukunft in diese Richtung gehen wird?
Katharina Faerber: Der Aluminiumanteil im Fahrzeug wird steigen. Natürlich betrachten wir die Entwicklungen in allen Produktgruppen rund ums Fahrzeug, auch diese die uns bis dato nicht zugänglich waren. Denn durch Entwicklungen von Prozessen können Eintrittsbarrieren überwunden werden.
Denis Hopp: Grundsätzlich können auch andere Märkte für uns interessant sein. Ein Beispiel hierfür ist der Bereich der Kommunikation mit den Gehäusen für die 5G-Technik. Generell spielt Leichtbau für uns nicht nur im Automobilbau eine wichtige Rolle, schließlich gibt es ja auch im LKW-Bereich interessante Gehäuse für die Elektromobilität zu gießen.
Natürlich sind für uns Kunden, die eine hohe Stückzahl abnehmen, am interessantesten. Doch auch wenn wir „nur“ in unserem Kerngeschäft bleiben würden, blicken wir auf eine verheißungsvolle Zukunft, gerade weil es im Aluminiumbereich gute Substitute für die E-Mobilität gibt, im Vergleich zum Eisenguss.
Foundry-Planet: Das zeigt, dass Ihr Unternehmen auf dem richtigen Weg ist, indem Sie als Tier ONE mit MEGA-Casting einsteigen. Mit der neuen Anlage sind Sie bereits den ersten Schritt gegangen. Bedeutet das, dass noch viele weitere Schritte folgen werden?
Katharina Faerber: Handtmann wird kontinuierlich in die Weiterentwicklung des Megacasting sowie der darüberhinausgehenden Prozesse investieren. Anfang 2024 wird die Großgussanlage in Biberach aufgebaut sein. Gerne können Sie bei uns vorbeikommen, um sich die Anlage anzuschauen!
Foundry-Planet: Vielen Dank, die Einladung nehmen wir gerne an. Letzte Frage: Der Wettbewerb zwischen Druckguss und Kokillenguss: Wie geht man damit um?
Denis Hopp: Damit gehen wir gelassen um, da wir unterschiedliche Produktgruppen bedienen. Meine Wahrnehmung ist, dass es intern keine Konkurrenz gibt. Bei Bedarf wählen wir die Methode, die für uns die bessere ist.
Katharina Faerber: Kokillenguss kann eine Alternative sein, doch primär sind wir Druckgießer.
Foundry-Planet: Wir bedanken uns für das Interview und freuen uns darauf, Sie bald auf der GIFA wiederzusehen!
Das Interview führten Thomas Fritsch, CEO, Foundry-Planet und Diana Engelmann, Redakteurin, ebenfalls Foundry-Planet.