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Barbara-Tagung 2025 der VDG-Landesgruppe Bayern am Fraunhofer IGCV:

Faszination Guss im Fokus

Lesedauer: min | Bildquelle: Fraunhofer

Mit herzlichen Worten eröffneten Prof. Dr.-Ing. Wolfram Volk und Dr.-Ing. Steffen Klan die Barbara-Tagung 2025 der VDG-Landesgruppe Bayern am Fraunhofer IGCV in Garching. Gleich zu Beginn erinnerte Volk daran, dass die Gießereiindustrie schon leichtere Zeiten erlebt habe. Steigende internationale Wettbewerbsdynamik, veränderte Rahmenbedingungen und globale Umbrüche setzten die Branche unter Druck. Umso wichtiger sei es, betonte er, die weltweite Vernetzung aktiv zu gestalten, Kooperationen zu stärken und gemeinsam Zukunftsstrategien zu entwickeln. Nur so lasse sich die Position des Gießereistandorts Deutschland und Europa nachhaltig sichern.

Diese Botschaft fügte sich nahtlos in das Tagungsmotto ein: „Faszination Guss“. Volk berichtete, dass Gussteile bei Studierenden – insbesondere solchen ohne Vorerfahrung in der Fertigung – immer wieder Staunen auslösten. Die Reaktionen seien für ihn ein eindeutiges Indiz für das hohe technische Niveau der Branche. Gleichzeitig forderte er, die Stärken der Gießereitechnik stärker in den öffentlichen Fokus zu rücken. Dazu zählen für ihn vor allem:

  • hohe Innovationskraft,
  • große gestalterische Freiheit,
  • breite industrielle Relevanz,
  • kontinuierliche Fortschritte in Qualitätssicherung und Prozessrobustheit.

Ein Tag zwischen Fachwissen, Forschung und Networking

Traditionell lockte die Barbara-Tagung auch in diesem Jahr rund 160 Teilnehmende nach Garching. Neben drei Fachvorträgen bot der Forschungsmarktplatz in der Versuchsgießerei einen umfassenden Einblick in aktuelle Entwicklungen.

Vertreten waren neben dem Fraunhofer IGCV auch das TUM utg, die Hochschulen Aalen und Kempten sowie mehrere Start-ups. Den Ausklang bildete ein gemeinsames Abendessen – ein gewohnt starkes Forum für kollegialen Austausch und fachübergreifendes Netzwerken.

Impulse aus der Industrie: Drei Vorträge, drei Perspektiven

Das Vortragsprogramm deckte ein breites Spektrum moderner Gießereitechnik ab:

  1. Leichtbau bei hoher funktionaler Integration
    Dr. Timo Hanss und Tobias Arnold, BMW AG
  2. Transformation und Wandel der Eisengießerei Augsburg
    Marco Nagler, Everllence SE
  3. Außergewöhnlicher Guss – Von Boxermotoren bis zur Moschee in Mekka: Technik trifft Emotion und Kunst
    Joshua Bissels, Pinter Guss GmbH

Gusstechnologie für den Leichtbau – Einblicke der BMW AG

Große Aufmerksamkeit erhielt der Beitrag von BMW: Die Referenten Dr. Hanss und Herr Arnold demonstrierten anhand des Hinterachsträgers für den BMW iX3 im integralen Schwerkraftguss, wie sich Leichtbau, geringe Wandstärke, hohe Steifigkeit, optimiertes Crashverhalten und reduzierte Geräuschentwicklung in einem Bauteil vereinen lassen. Die gezeigten Entwicklungs- und Fertigungsschritte machten deutlich, wie konsequent der Automobilhersteller BMW heute auf materialsparende und funktionsintegrierte Gusslösungen setzt.

Grossguss im Wandel – Perspektiven bei Everllence SE

Einen Blick in die Zukunft des Großgusses bot Marco Nagler. Er berichtete von einer positiven Dynamik in der Motorenbranche und vom Aufbruch der Everllence SE nach ihrer Namensänderung im Sommer 2025. 

Das Unternehmen setzt verstärkt auf Schlüsseltechnologien wie Wasserstoffmotoren, Future-Fuel-Lösungen, Retrofit-Konzepte, Carbon Capture und Großwärmepumpen. Für 2026 sind weitere Investitionen wie eine Großputzzelle geplant; parallel laufen Stellenausschreibungen für 25 Gießereimechaniker, was die Wachstumsstrategie unterstreicht.


„Faszination Guss“ in Reinkultur – Pinter Guss zeigt Bandbreite

Mit sichtbarer Begeisterung präsentierte Joshua Bissels, Experte für Digitalisierung und Zukunftsthemen bei Pinter Guss, außergewöhnliche Gussteile aus seinem Unternehmen. Die Bandbreite reichte vom Diffusor für Lotsenboote über Kühlplatten für Vakuumpumpen in Reaktoranlagen bis hin zu einem vollständig überarbeiteten Zylinderkopf für einen luftgekühlten Boxermotor eines VW. Die Beispiele verdeutlichten eindrucksvoll, wie vielseitig moderne Gießereitechnik heute eingesetzt wird – technisch anspruchsvoll, ästhetisch überzeugend und oftmals zentral für sicherheitskritische Anwendungen.

Forschung lebendig erleben

Das Fraunhofer IGCV präsentierte sich einmal mehr als Ort, an dem Forschung nicht nur diskutiert, sondern gelebt wird. Die Atmosphäre in der Versuchsgießerei und die Gespräche mit den Wissenschaftlern und Praktikern zeigten: Innovationsgeist und Umsetzungsstärke gehören hier zusammen. Viele Teilnehmende nahmen diesen Spirit sichtbar motiviert mit – und vielleicht auch neue Impulse für eigene Projekte.

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Fraunhofer-Institut für Gießerei- Composite- und Verarbeitungstechnik IGCV

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