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Wettbewerbsfähigkeitsrückstand: Die Fertigung in der EU ist von Verlagerungen bedroht

Ein starker und strategisch gestützter Automobilsektor ist für Europa unerlässlich, um mit anderen Regionen konkurrieren zu können. Mit einem Anteil von bis zu 75 % am Wert der in Europa hergestellten Fahrzeugkomponenten spielt die Automobilzulieferindustrie des Kontinents eine entscheidende Rolle für das Wirtschaftswachstum und die Sicherung von Hunderttausenden von Arbeitsplätzen. Doch eine Studie von Roland Berger zur Wertschöpfung in Europa hat ernsthafte Bedenken aufgeworfen, und die Zukunft dieser wichtigen Branche ist gefährdet.

Pressemitteilung | Lesedauer: min | Bildquelle: Clepa

Die bevorstehende „Automotive Package“-Initiative der Europäischen Kommission, deren Veröffentlichung am 10. Dezember erwartet wird, stellt einen entscheidenden Moment dar, um wirksame Maßnahmen auf den Weg zu bringen, die Lieferketten stärken und die Wettbewerbsfähigkeit sichern. Ohne dringendes Handeln auf EU-Ebene könnte der Kontinent sein industrielles Rückgrat verlieren – mit erheblichen Risiken für Arbeitsplätze sowie Europas führende Rolle in sauberer Mobilität und Innovation.

Europa sieht sich derzeit mit einem Kostennachteil von bis zu 35 Prozent im Vergleich zu anderen Weltregionen konfrontiert – verursacht durch steigende Material-, Energie- und Arbeitskosten sowie strengere regulatorische Vorgaben und CO₂-Regime. Bleiben diese Herausforderungen ungelöst, könnte die regionale Wertschöpfung bei Fahrzeugkomponenten um 23 Prozent sinken und bis 2030 rund 350.000 Arbeitsplätze gefährden.

Es bedarf strategischer politischer Maßnahmen, um die Verlagerung von Produktion ins Ausland aufzuhalten und industrielle Arbeitsplätze zu schützen. Dazu gehört eine technologieneutrale CO₂-Regulierung, die unterschiedliche emissionsarme Lösungen unterstützt – darunter batterieelektrische Fahrzeuge, Wasserstoff und nachhaltige Kraftstoffe. Vorgaben zum lokalen Inhalt können zudem regionale Wertschöpfungsökosysteme stärken, etwa durch gezielte Förderprogramme, Infrastrukturaufbau und die Qualifizierung von Fachkräften.

Europa muss entschlossen handeln, um seine Position als wettbewerbsfähiger und eigenständiger Automobilstandort zu sichern.

Was Sie in dieser Ausgabe finden:

• Abhängigkeiten in den BEV-/Elektroniklieferketten senken den EU-Wertschöpfungsanteil
• Europa steht bei Schlüsselkomponenten vor einem Kostennachteil von 15–35 %
• 350.000 Arbeitsplätze bis 2030 durch zunehmende Herausforderungen gefährdet

1 – Abhängigkeiten in den BEV-/Elektroniklieferketten drücken den EU-Wertschöpfungsanteil

Die meisten Komponenten für in Europa montierte Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor werden weiterhin lokal bezogen. Rund 85 % der Teile werden innerhalb der EU produziert, wobei 76 % der gesamten Wertschöpfung in der Region entstehen. Bei batterieelektrischen Fahrzeugen liegt der Anteil der lokal bezogenen Komponenten mit 83 % ähnlich hoch, jedoch ist der europäische Wertschöpfungsanteil geringer und beträgt im Durchschnitt etwa 70 % (ohne Batterien). Der Grund: Die erweiterte Lieferkette ist weiterhin stark von Zulieferungen aus anderen Weltregionen abhängig.

Über alle Komponenten hinweg ist die Wertschöpfung in der EU bei Fahrwerks-, Außen-, Karosserie- und Innenraumsystemen am höchsten. Je näher die Produktion jedoch an den Antriebsstrang rückt, desto stärker sinkt der regionale Wertschöpfungsanteil – auf etwa 50 % bei elektrischen und elektronischen Systemen, sowohl bei Verbrennern als auch bei BEVs.

Mit der Veröffentlichung des „Automotive Package“ der EU-Kommission am 10. Dezember ist es entscheidend, dass darin wirkungsvolle Maßnahmen enthalten sind – einschließlich Vorgaben zum lokalen Inhalt –, um Wertschöpfung in Europa zu sichern. Ein Ausbleiben politischer Schritte würde zu einem weiteren Verlust von Arbeitsplätzen und zur Erosion industrieller Stärke führen.
Benjamin Krieger – Generalsekretär von CLEPA

2 – Europa steht bei Schlüsselkomponenten vor einem Kostennachteil von 15–35 %

Die Kostenwettbewerbsfähigkeit Europas hat sich im gesamten Automobilsektor spürbar abgeschwächt. Steigende Material-, Energie- und Arbeitskosten, kombiniert mit anhaltender Inflation und umfangreichen regulatorischen Anforderungen, belasten die Produktivität erheblich. Eine Analyse von 36 Gruppen automobilrelevanter Komponenten zeigt einen Kostennachteil von 15 bis 35 Prozent im Vergleich zu kostengünstigsten Regionen in Asien und nahegelegenen Produktionsstandorten.

Hinzu kommt, dass Europa unter ungleichen Wettbewerbsbedingungen agiert – im Vergleich zu Regionen, in denen gesamte Lieferketten von umfangreichen staatlichen Subventionen, geringeren CO₂-Kosten und weniger strengen Umweltauflagen profitieren.

3 – 350.000 Arbeitsplätze bis 2030 durch zunehmende Herausforderungen gefährdet

Wenn sich die aktuellen Trends fortsetzen, könnte die europäische Wertschöpfung bei Fahrzeugkomponenten bis 2030 um bis zu 23 % sinken. Dieser Rückgang ergibt sich sowohl aus niedrigeren Produktionsvolumina als auch aus einer geringeren Wertschöpfung pro Komponente, da sich der Antriebsstrang-Mix verändert und Wertschöpfung ins Ausland verlagert wird. Die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt wären erheblich: Bis zu 350.000 Arbeitsplätze könnten bis 2030 gefährdet sein.

Bei Fahrzeugen mit Verbrennungs- und Hybridantrieb konzentriert sich der Wertverlust vor allem auf Elektronik-, Interieur- und Karosseriesysteme. Bei batterieelektrischen Fahrzeugen tritt zusätzlich der Antriebsstrang als wesentliche Risikokomponente hervor.

„Die industrielle Basis Europas steht unter Druck, da Elektrifizierung und globaler Wettbewerb Wertschöpfung nach Asien verlagern. In einem weniger vorteilhaften Geschäftsumfeld sind strategische politische Maßnahmen entscheidend, um Investitionen, Fachkräfte und hochwertige Segmente zu halten.“ Archibald Poty – Manager für Handel & Marktangelegenheiten, CLEPA

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