Partner

EinSiemens-Mann für den Roboter-Hersteller

Lesedauer: min

München/Augsburg - Führungswechsel beim Augsburger Automatisierungs-Spezialisten Kuka: Der Siemens- Topmanager Horst Kayser (47) wird zum 1. Oktober neuer Chef des börsennotierten Robotikund Anlagenbau-Unternehmens. Die Kuka AG ist in der Region mit zuletzt 2458 Mitarbeitern einer der größten industriellen und vor allem weiter wachsenden Arbeitgeber. Kayser folgt auf Gerhard Wiedemann (61), der dem Unternehmen weiter beratend zur Seite steht und sich künftig noch intensiver um wirtschafts- und innovationspolitische Themen für den Großraum Augsburg kümmern will.

Der Kuka-Manager hat sich mehr als 30 Jahre für das Maschinenbau- Unternehmen eingesetzt und gehört zu den Kräften, die für einen Ausbau des Wissenschaftsstandortes Schwaben kämpfen. So arbeitet auch Wiedemann daran, dass sich außeruniversitäre Forschungseinrichtungen (Fraunhofer, DLR) in Augsburg ansiedeln und die Fähigkeiten der Region auf den Gebieten der Mechatronik (Zusammenspiel von Mechanik, Elektronik und Informatik) und der Leichtbaumaterialien gestärkt werden.

Der Kuka-Aufsichtsratsvorsitzende Rolf Bartke bedauerte, dass Wiedemann etwas Neues machen wolle. Er habe maßgeblichen Anteil an der positiven Gesamtentwicklung des Konzerns. Der entspannt wirkende Noch-Kuka-Chef zeigte sich mit der Wahl seines Nachfolgers zufrieden. Vor der Presse sagte er auf der Münchner Messe Automatica: „Für mich ist das ein Wunschkandidat.“ Auch sonst stieß die Personalie in Reihen des Unternehmens auf Zustimmung. Kayser genießt in Management- Kreisen Ansehen. Er hat bei Siemens Karriere gemacht und hätte bei dem Konzern noch höher aufsteigen können. Zuletzt war der Manager für das Großbritannienund Nordwest-Europa-Geschäft verantwortlich.

Der aus Hildesheim stammende Kayser bringt Erfahrung im operativen Bereich mit, die er vor allem als Leiter des Siemens-Geschäftsgebiets Industrie-Automatisierung sammelte. Als einstiger Leiter der Unternehmensberatung des Konzerns und spätere Chefstratege hat er sich zusätzlich für den Posten des Vorstandsvorsitzenden von Kuka qualifiziert. Das Herz Kaysers schlägt in hohem Maße für Technik. Er ist Diplom-Wirtschaftsingenieur mit Schwerpunkt Elektrotechnik.

Mit den im Hause Siemens heiß diskutierten Fragen der Korruption geht der künftige Kuka-Chef offensiv um. Auf Nachfrage unserer Zeitung sagte er: „Das ist für mich Gott sei Dank kein Thema.“ Es habe entsprechende Überprüfungen gegeben. Kayser hat sich intensiv bemüht, die neuen Kontroll-Mechanismen zur Korruptionsbekämpfung bei Siemens zu verankern.

Kuka bekommt mit ihm einen weltläufigen Mann, der unter anderem in Südkorea gearbeitet hat. Dabei wirkt der Manager auch bodenständig. Er ist verheiratet und hat drei Kinder. Kayser kündigte an, in die Region Augsburg zu ziehen. Der künftige Kuka-Chef bezeichnet sich als Familienmensch, dem gemeinsame Brettspiele mit den Kindern mehr als extravagante Hobbys liegen.

Insofern passt er zu dem regional verwurzelten Global Player Kuka, der Kayser mit Matthias Rapp (41) einen zuletzt schon im Unternehmen tätigen neuen Finanzvorstand an die Seite stellt. Der bisherige Zahlen-Chef Jürgen Koch (51) zieht sich aus familiären Gründen von dem Posten zurück. Er ist in Frankfurt verwurzelt. Auch im globalen Top-Management spielen lokale Motive eine große Rolle.

Der Automatisierungs-Spezialist Kuka gehört zu den Gewinnern der gegenwärtigen wirtschaftlichen Verhältnisse. Das Interesse an den Produkten des Roboter- und Anlagenbauers ist immens. Selbst im krisengebeutelten Amerika sind Roboter nach wie vor gefragt. In schwierigen Zeiten steigt der Bedarf an Rationalisierungslösungen.

Dabei wächst der Druck auf das Unternehmen, Anwendungsmöglichkeiten für Roboter jenseits der Autoindustrie zu finden. Das ist dem bisherigen Führungs-Duo Wiedemann und Liepert schon gut gelungen.

Das Unternehmen eroberte lukrative Märkte wie die Medizin und Solartechnik sowie den Flugzeugbau. Hier sind die Margen höher als im Automobilbereich. Wenn Kuka noch profitabler werden will, müssen zusätzliche Branchen erschlossen werden. Dafür stehen die Chancen gut. Der neue Kuka- Chef kann auf die Leistungen seines Vorgängers aufbauen. Kayser übernimmt ein Unternehmen, das sich in einem soliden Zustand befindet. Er wird versuchen, das Geschäft weiter zu internationalisieren und dabei die starken Wurzeln in der Region zu pflegen.

[0]
Socials