Wiederkehrende Tage mit wenig Sonne und Wind führen derzeit zu extremen untertägigen Strompreisspitzen am Spotmarkt. In diesen Stunden schießen die Preise an der Börse in die Höhe. Das belastet energieintensive Unternehmen wie die Siempelkamp Giesserei und aufgrund höherer Beschaffungskosten auch private Haushalte. Gleichzeitig bleiben Kraftwerke in der sogenannten Netzreserve, die von allen Stromkunden finanziert werden, in diesen Situationen ungenutzt am Rand des Netzes.
Die Siempelkamp Giesserei schlägt vor, die in der Netzreserve vorgehaltenen Kraftwerke an Tagen mit außergewöhnlich hohen Preisen temporär für den Strommarkt zu öffnen – so, wie es bereits während der Energiepreiskrise erfolgreich praktiziert wurde.
„Kurzfristige Preisspitzen und die daraus resultierende Unsicherheit machen Investitionen in Deutschland als Industriestandort zunehmend schwieriger“, sagt Dr. Georg Geier, Geschäftsführer der Siempelkamp Giesserei. „Anstatt neue, komplizierte Fördermodelle zu erfinden, sollten wir ein bestehendes Instrument nutzen: Kraftwerke, die wir alle über Netzentgelte bezahlen, müssen an besonders teuren Tagen helfen, die Preise zu dämpfen.“
Netzreserve: Von allen bezahlt – aber ohne Wirkung auf die Marktpreise
Konventionelle Kraftwerke werden aus Gründen der Versorgungssicherheit in der Netzreserve dauerhaft in Bereitschaft gehalten. Sie dürfen derzeit jedoch nicht am Strommarkt teilnehmen. Die Kosten dafür tragen alle Stromverbraucher über die Netzentgelte.
„Faktisch zahlen heute alle Stromkunden doppelt“, so Dr. Geier. „Sie finanzieren die Netzreserve über die Netzentgelte – und zusätzlich die extremen Preisspitzen an der Börse, wenn bei knapper Stromversorgung die teuersten Kraftwerke den Preis setzen. Es ist höchste Zeit, dieses Ungleichgewicht zu korrigieren.“
Weniger Spitzen, weniger Unsicherheit – niedrigere Preise für alle
Die Siempelkamp Giesserei setzt sich daher dafür ein, die Netzreserve an klar definierten Hochpreistagen kontrolliert in den Markt zu integrieren. Zusätzliche, vergleichsweise kostengünstige Erzeugungskapazitäten könnten extreme Preisspitzen deutlich reduzieren und die Preisschwankungen am Markt verringern.
„Wir sprechen nicht von einem Dauerbetrieb der Reservekraftwerke, sondern von wenigen klar definierten Situationen pro Jahr“, betont Dr. Geier. „Gerade dann ist jedes zusätzliche steuerbare Kraftwerk Gold wert – für die Versorgungssicherheit und für die Strompreisentwicklung. Wenn wir die extremen Spitzen kappen und die Unsicherheit im Markt reduzieren, sinkt der durchschnittliche Strompreis – für Industrie, kleine und mittlere Unternehmen sowie private Haushalte.“
Neben dem direkten Effekt auf die Börsenpreise bietet der Einsatz der Netzreserve im Markt einen weiteren Vorteil: Ein Teil der Erlöse, die Reservekraftwerke am Strommarkt erzielen, kann zur Refinanzierung der Kosten für Vorhaltung und Betrieb der Netzreserve genutzt werden. Dadurch könnten auch die Netzentgelte sinken.
Begrenztes Brückeninstrument – Erfahrungen sind vorhanden
Der Einsatz wäre auf wenige Stunden pro Jahr begrenzt, die zusätzlichen CO₂-Emissionen entsprechend gering. Die Maßnahme wäre ein Brückeninstrument, bis neue, steuerbare und möglichst klimafreundliche Kraftwerke aus der Kraftwerksstrategie ans Netz gehen. Die rechtlichen Grundlagen und die operativen Erfahrungen aus der Energiekrise mit der temporären Rückkehr von Reservekraftwerken sind vorhanden, eine Umsetzung wäre kurzfristig möglich.
Energieintensive KMU als Partner der Transformation – nicht als Bittsteller
Die Siempelkamp Giesserei versteht sich als Partner der Energiewende. Das Unternehmen investiert in Effizienz und liefert Schlüsselkomponenten für Energieanlagen, den Maschinenbau und die Elektromobilität. „Wir sind bereit, Verantwortung zu übernehmen“, unterstreicht Dr. Geier. „Dafür brauchen wir verlässliche und bezahlbare Strompreise. Der gezielte Einsatz der Netzreserve zur Glättung extremer Strompreisspitzen wäre ein pragmatischer, schnell wirksamer Schritt – im Interesse aller Stromverbraucher.“
Energieintensive KMU appellieren daher an die Bundesregierung, den Bundestag und den Bundesrat, zügig die rechtlichen Voraussetzungen zu schaffen und den Kraftwerken in der Netzreserve die Teilnahme am Markt an Tagen mit extremen Strompreisen zu ermöglichen.
Über Siempelkamp
Die Siempelkamp Giesserei in Krefeld ist auf die Herstellung großer handgeformter Gussstücke aus Sphäroguss mit Stückgewichten bis zu 320 Tonnen spezialisiert und zählt mit einem Gussvolumen von über 60.000 Tonnen pro Jahr und rund 400 Mitarbeitenden zu den größten Handformgießereien der Welt. Das umfassende, kundenorientierte Leistungsspektrum umfasst die Lieferung von Strukturbauteilen für zahlreiche innovative Maschinenhersteller in der Energiewirtschaft, der Rohstoffindustrie, dem Pressenbau, der Stahlproduktion, der Automobilindustrie sowie vielen weiteren Transformationsbereichen.
Siempelkamp ist eine weltweit aktive Unternehmensgruppe mit Geschäftsfeldern im Maschinen- und Anlagenbau, der Gießereitechnik, im Engineering sowie im Service. Weltweit sorgen rund 3.000 Mitarbeitende dafür, dass die Siempelkamp Gruppe mit ihren Technologien zu den führenden Anbietern gehört.