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GER - Gießereien kürzen Investitionen

4. CORONA-BRANCHENUMFRAGE: Deutschlands Gießerei-Industrie kürzt Investitionen und erwartet drastisch fallende Umsätze für 2020.

 

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Ob die Rezession auf die Beschäftigung durchschlägt, dürfte auch von der Verlängerung des Kurzarbeitergeldes sowie der Performance der Hauptabnehmerbranche Fahrzeugbau abhängen: Dies sind zentrale Befunde aus der vierten Monatsumfrage vom Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie (BDG).

Seit März 2020 (erste Umfrage) befragt der BDG seine Mitgliedsunternehmen monatlich in der Coronakrise und erfasst damit exklusiv und systematisch Daten zur deutschen Gießerei-Industrie. Das Grundgerüst gleicher Fragen wird situativ ergänzt. Die Juni-Umfrage hatte einen Schwerpunkt auf den Themen Beschäftigung, Umsatzentwicklung sowie der Bewertung des Konjunkturpaketes.

Zu den von Beginn an abgefragten Themen: „Auswirkungen des Coronavirus auf den Betriebsablauf“ hatten bei der Erstbefragung im März 76 % der befragten Unternehmen“ solche gespürt. Dieser Wert war über 96 % (April) auf 99 % (Mai) gestiegen und ist im Juni auf 92 % gefallen. Ein gravierender Punkt bleibt der Auftragsmangel. Die Frage nach „Auftragseinbußen bzw. Stornierungen“ bejahen wie im Mai knapp 90 % der Befragten, 64 % der Betriebe registrieren sogar „gravierende“ Einbußen (Vormonat: 54 %). Leicht verschärft hat sich aus Sicht der deutschen Gießereien auch das Thema „Kapazitätsanpassungen“. Die Frage danach bejahen 85 % der befragten Betriebe (Vormonat: 81 %). Als Instrumente aufgeführt werden „Kurzarbeit“ (81 %, Vormonat 77 %).


Während „Produktionsstopps“ (33 %, Vormonat 46 %) leicht abgenommen haben, könnte der „Personalabbau“ allmählich ein Thema für die Unternehmen werden. Hier stieg die Zustimmung zur Frage von 29 % auf 34 %. Dass dies allmählich in den Fokus rückt, überrascht angesichts der weiteren Einschätzung zum laufenden Jahr 2020 nicht. So erwartet lediglich eine Minderheit von 6 % der befragten Betriebe stabile bis leicht steigende Umsätze für das laufende Jahr, während 93 % Umsatzrückgänge erwarten, davon wiederum 92 % mehr als 10 % Rückgang.

Ähnlich lautet der Befund bei der Frage der Investitionen. Nur eine Minderheit von 25 % will nach jetzigem Stand an den für 2020 geplanten Investitionen festhalten. Die überwiegende Mehrheit der Gießereien will kürzen, und zwar massiv. 38 % der befragten Gießereien prognostizieren mindestens eine Halbierung der geplanten Investitionen. Deutschlands Gießer prognostizieren indes keine Veränderung der Beschäftigung, die mit den pessimistischen Erwartungen zu Umsatz- und Produktionsentwicklung exakt korrespondiert, wenngleich die Zeichen auf Abbau stehen. 23 % rechnen bis Jahresende mit gleichbleibender Beschäftigung, immerhin 69 % der Befragten prognostizieren einen Abbau bei der Belegschaft, davon 64 % einen Rückgang von mehr als 10 %.

„Hier federt die Regelung zur Kurzarbeit offensichtlich noch pessimistischere Szenarien ab – wobei die Frage der Dauer entscheidend sein wird für die weitere Entwicklung. Denn wenn knapp 90 % unserer Betriebe die Verlängerung der Kurzarbeiterregelung über das laufende Jahr hinaus für erforderlich halten, zeigt das aus unserer Sicht ganz deutlich: Der Industrielle Mittelstand in Deutschland benötigt schnellstmöglich Anreize für steigende Auftragseingänge“, bilanziert BDG-Hauptgeschäftsführer Max Schumacher die Ergebnisse der vierten Umfrage, „insbesondere muss der Automobilbau wieder Volumenmodelle zuverlässig und erfolgreich an die Käufer bringen.“ Erfreulich: Trotz der mit der Coronakrise verbundenen schweren Rezession wollen Deutschlands Gießereien auch künftig Nachwuchs ausbilden: Eine überwältigende Mehrheit von 71 % der Betriebe will die Zahl seiner Ausbildungsstellen konstant halten. Die Befragung erfolgte vom 18.06 bis 24.06. (Kalenderwoche 26), teilgenommen haben 89 deutsche Gießereien.

Autor: Martin Vogt
 

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