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GER - Ungewöhnliche Unternehmerschelte

Gusswerk Waltenhofen im Allgäu: Betriebsrat und IG Metall übergeben symbolisch eine Zahlungsaufforderung an ehem. Firmenchefs.

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Am 19.1.12 wurde unter mysteriösen Umständen Insolvenz angemeldet, nachdem 3 Tage zuvor der Betrieb von Frau Dr. Ruja Ignatova an einen in der Branche unbekannten Rudolf Keller verkauft wurde. Es sieht ganz nach einer Strohmann-Aktion aus um sich aus der Verantwortung zu stehlen.

Das rief den Betriebsrat und den 2. Bevollmächtigten Carlos Gil von der IG Metall auf den Plan. Sie wollten am Wohnort des ebenfalls in der Geschäftsleitung tätigen Vaters von Frau Dr. Ignatova, Herrn Plamen Ignatov eine symbolische Zahlungsaufforderung von „mind. 1 Mio EUR" übergeben. Leider war niemand zu Hause oder wollte nicht aufmachen.

Auf dem Plakat machte man deutlich, dass Frau Dr. Ignatova und Plamen Ignatov zu ihrem Vorteil das Gusswerk finanziell ausgepresst und man wissentlich die Existenz von 100 Familien aufs Spiel gesetzt hat. „Selbst der Verkauf bei Nacht und Nebel sowie die anschließende Flucht ins Ausland befreit Sie nicht von Ihrer Verantwortung" ist auf dem Plakat zu lesen.

Die Belegschaft mit rund 100 Mitarbeitern wird um den Erhalt des Gusswerks kämpfen. Mit gemeinsamen Anstrengungen, Schweiß, Herzblut und Engagement konnte das Gusswerk bis heute stabilisiert und gehalten werden, erklärt Carlos Gil von der IG Metall Kempten: "Die ersten Interessenten sind da und wir haben wirklich begründete Hoffnung, dass es mit dem Gusswerk weitergehen wird."

Altgesellschafter in der Verantwortung

Obwohl es vorrangig um den Erhalt und die Zukunft des Betriebs in Waltenhofen geht, ist aus seiner Sicht und der des Betriebsrats aber auch klar: so einfach können sich die Altgesellschafter nicht davon schleichen. "Nicht der Markt, nicht die Mannschaft, auch nicht fehlende Aufträge, sondern allein die Gier und Ignoranz der Altgesellschafter haben das Gusswerk in die Insolvenz getrieben." Die Zweifel an deren Geschäftsgebaren haben mittlerweile juristische Folgen, berichtet Gil: "Es tut gut zu sehen, dass unsere Informationen an die Staatsanwaltschaft wohl ausreichend waren, um Ermittlungen wegen Betruges gegen Frau Dr. Ignatova und ihren Vater aufzunehmen."

Christoph von Platen / Foundry-Planet.com

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