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GER - Viel Dampf ums Gusswerk

Vorwürfe Unternehmen macht angeblich Gewinn auf Kosten der Belegschaft und stößt Schadstoffe aus – Verhandlungen mit IG Metall

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Dichter Qualm drang aus dem Gusswerk am 2. Dezember, wie dieses Foto dokumentiert, das uns ein Anlieger überließ.

Waltenhofen Geht im Gusswerk Waltenhofen alles mit rechten Dingen zu? Jedenfalls gibt es Vorwürfe, wonach auf Kosten der Umwelt Schadstoffe in die Luft geblasen und auf Kosten der Belegschaft Gewinne gemacht werden, die weder investiert noch zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen verwendet würden. Dies bestreitet freilich Besitzern Dr. Ruja Ignatova. Fakt ist, dass die Geschäftsführung mit der IG Metall Kempten in Verhandlungen über einen Sanierungstarifvertrag steht.

Die Vorgeschichte: Für das Gusswerk wurde Ende Dezember 2009 Insolvenz angemeldet. Im April 2010 kaufte Dr. Ruja Ignatova das Unternehmen, in der Folge wurde die Zahl der Mitarbeiter damals von 137 auf 80 reduziert. Mit Hilfe einer Transfergesellschaft, an der sich Ignatova finanziell „mit einer beträchtlichen Summe“ beteiligt, sollten die gekündigten Mitarbeiter in neue Arbeitsverhältnisse vermittelt werden.

Die Vorwürfe: Anlieger berichten von Lärm, Gestank und Abgasen und legen Bilder von Anfang Dezember vor, die das Gusswerk in dichten Dämpfen zeigen. „Die zahlen Bußgeld und machen dann weiter wie bisher“, schimpft eine Nachbarin, die sogar vor Gericht ziehen will. Mitarbeiter des Unternehmens kritisieren scharf, dass weniger Arbeitnehmer als früher mehr produzierten und Gewinne erzielt würden, die Belegschaft aber nach wie vor unter den Bedingungen arbeiten müsse, die anfangs akzeptiert wurden, um den Betrieb zu sanieren: Verzicht auf Weihnachts- und Urlaubsgeld, 14,5 Stunden Arbeit mehr pro Monat ohne Lohnausgleich. „Das Unternehmen steht besser da denn je, aber die Besitzer ziehen das Geld raus, bezahlen aber nicht die Rechnungen der Lieferanten, entsorgen den Müll nicht, es gibt keine neuen Filtersäcke und auch den versprochenen neuen Kupolofen gibt’s noch nicht“, sagt ein Mitarbeiter, der namentlich nicht genannt werden will. Das Landratsamt Oberallgäu bestätigt, dass es mit dem Gusswerk „im Zusammenhang mit Immissionsschutz zu tun hatte und aktuell hat“. Auf Einzelheiten will Pressesprecher Andreas Kaenders nicht eingehen.

Das Gusswerk: Dr. Ruja Ignatova führt eine „vorübergehende“ Lärmbelästigung darauf zurück, dass das Tor von den Mitarbeitern nicht geschlossen worden sei. Dies habe man aber mittlerweile „im Griff“. Was eine Schadstoffbelastung betrifft, so hätten Messungen des TÜV ergeben, dass alles in Ordnung sei. Eine Verbesserung werde durch einen neuen Kupolofen erreicht, eine Investition zwischen 800000 Euro und einer Million. Er soll nächstes Jahr angeschafft werden. „Wir wachsen, aber damit müssen wir viele Herausforderungen stemmen und das Wachstum finanzieren.“ Der bestehende Kupolofen sei zwar alt, aber laut Gewerbeaufsichtsamt seien Mitarbeiter nicht gefährdet. Die Zahl der Mitarbeiter sei von 80 nach der Insolvenz wieder auf heute 105 gestiegen. Wegen der Arbeitsbedingungen sei das Unternehmen in Gesprächen mit der IG Metall.

Die Gewerkschaft: Für die IG Metall Kempten bestätigt Carlos Gil Gespräche über die Arbeitsbedingungen. Die Mannschaft sei bereit, noch einmal ihren Beitrag zur Sanierung des Unternehmens zu leisten und auf Weihnachts- und Urlaubsgeld zu verzichten. Gleichwohl sei man „verwundert und enttäuscht“, dass der letzte Beitrag der Arbeitnehmer noch nicht dazu geführt habe, das Gusswerk zu sanieren und zu stabilisieren.

Quelle: Allgäuer Zeitung 17. Dec. 2011; Barbara Hell

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