Die Gießerei HEUNISCH in Bad Windsheim richtet ihre Gruppenstruktur neu aus und wird eines der beiden Werke in Tschechien schließen. Ausschlaggebend dafür waren der hohe Modernisierungsbedarf der Produktionsanlagen, stetig verschärfte Umweltauflagen, politischer Druck sowie die schwierige wirtschaftliche Gesamtlage. Hinzu kommen die enormen Investitionen, die für die Transformation zur CO₂-neutralen Produktion notwendig wären.
Genau 64 Jahre nach der Gründung am 3. Oktober 1961 wird bei Slévárna HEUNISCH Brno, s.r.o. die letzte Schmelze vergossen. Das auf anspruchsvolle landwirtschaftliche Gussteile spezialisierte Unternehmen, ursprünglich Teil des traditionsreichen Brünner Traktorenherstellers Zetor, hatte 2005 Insolvenz angemeldet und wurde 2006 von HEUNISCH übernommen. Unter der engagierten Leitung von Jens Heunisch entwickelte sich der Standort zu einem leistungsfähigen Betrieb, der die Kapazitäten des Stammwerks in Bad Windsheim sinnvoll ergänzte.
Es gilt die Stabilität der Gruppe zu sichern
Wie die gesamte Industrie steht auch HEUNISCH vor der gewaltigen Aufgabe, an allen Standorten CO₂-neutrale Produktionsprozesse zu etablieren. In Brünn allein hätte die Umstellung des Schmelzbetriebs Investitionen von rund 25 Millionen Euro erfordert. Um die seit Dezember 2024 EU-weit gültigen, nochmals verschärften Emissionsgrenzwerte einzuhalten, wären in den nächsten vier Jahren zusätzlich etwa fünf Millionen Euro für moderne Filter- und Abwasseranlagen notwendig gewesen.
„Eine Amortisation innerhalb eines wirtschaftlich vertretbaren Zeitraums wäre nicht möglich gewesen – zumal wir gleichzeitig auch an unseren drei anderen Standorten erheblich in klimaneutrale und emissionsarme Technologien investieren. Um die Stabilität der gesamten HEUNISCH Gruppe zu sichern, konnten wir die außergewöhnlich hohen Investitionen in Brünn nicht zulasten der übrigen Werke stemmen“, erklären die beiden geschäftsführenden Gesellschafter Dr. Christiane Heunisch-Grotz und Christian Gerhäuser.
Neben den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen trugen auch die mangelnde politische Unterstützung vor Ort sowie massive persönliche Drohungen gegen die Unternehmensleitung zur Entscheidung bei. So wurden selbst millionenschwere Investitionen in Maßnahmen zur Geruchsreduzierung von den Behörden nicht gewürdigt.
„Ob Haushaltsgeräte, Motoren oder Lüftungs- und Klimaanlagen, ob Maschinenteile oder Baukomponenten – der Industriestandort Deutschland funktioniert nicht ohne Guss“, betont Dr. Heunisch-Grotz. Die gesamte europäische Industrie stehe unter massivem Kostendruck durch steigende Energiepreise, den Wettbewerb mit Importen aus Asien und komplexe regulatorische Vorgaben. Um Abhängigkeiten zu vermeiden und Know-how zu sichern, sei es daher zwingend notwendig, Schlüsselbranchen wie die Gießerei-Industrie in Deutschland zu erhalten.
HEUNISCH bekennt sich klar zur Klimaneutralität und wird die Transformation der drei verbleibenden Standorte konsequent vorantreiben. Ziel ist es, in naher Zukunft CO₂-neutrale Produktionsprozesse zu etablieren. „Dafür benötigen wir jedoch die richtigen politischen Rahmenbedingungen“, so die Geschäftsführung. Damit Gießereien konkurrenzfähig bleiben, müssten überbordende Bürokratie, hohe Energie- und Umweltkosten sowie teilweise kaum erfüllbare Auflagen dringend reduziert werden.