Das Organisationskomitee der XVIII. S2P-Konferenz freut sich, eine bedeutende Erweiterung des Veranstaltungsschwerpunkts bekannt zu geben. Zum ersten Mal wird das Programm nicht nur die Verarbeitung von Metallen im halbfesten Zustand (Semi-Solid Metal Processing) behandeln, sondern auch Struktur-Druckgussbauteile – ein Zeichen für die zunehmende Annäherung dieser Technologien in der modernen Fertigung.
Dieser erweiterte Fokus schafft eine umfassende Plattform, um die neuesten Innovationen, technischen Herausforderungen und aufkommenden Chancen in der modernen Gusstechnologie zu präsentieren. Ziel der Konferenz ist es, den intensiven Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen Forschern, Ingenieuren und Branchenführern zu fördern und damit die Zukunft leistungsfähiger Guss- und Bauteiltechnologien voranzutreiben.
Die XVIII. S2P-Konferenz findet vom 27. bis 29. April 2026 in Marokko statt – unter dem gemeinsamen Vorsitz von Dr. Steve Midson und Dr. Ahmet Rasilli. Eingeladen sind Forscher, Ingenieure und Entscheidungsträger aus der gesamten internationalen Gussindustrie.
Wir freuen uns, Dr. Steve Midson, Co-Vorsitzender der XVIII. S2P-Konferenz, einige Fragen stellen zu dürfen.
FP: Die S2P findet 2026 in Marokko statt. Das ist ein spannender Veranstaltungsort – wie kam die Entscheidung zustande, und was können die Teilnehmer von der Umgebung und dem Event erwarten?
Steve: Wir suchten weltweit nach einem Ort, der für Reisende aus verschiedenen Regionen – aus Europa, Asien, Amerika und anderen Kontinenten – auch visatechnisch gut erreichbar ist. Wir haben mehrere Optionen geprüft, und da einer der Mitorganisatoren, Ahmet Rasilli, hervorragende Kontakte in Marokko hat, fiel die Wahl auf diesen Standort. Außerdem glauben wir, dass es für die Teilnehmer spannend sein wird, die marokkanische Kultur kennenzulernen.
FP: In China – und zunehmend auch in den USA – beobachten wir einen starken Trend zu sogenannten Giga-Castings im Druckguss. In Europa scheint die Branche noch etwas zurückhaltender zu sein. Haben die Chinesen hier bereits einen Wettbewerbsvorteil, und wie sieht es mit den Qualitätsaspekten aus? Einige OEMs und Branchenvertreter sprechen sogar von einem kulturellen Wettstreit. Wird dieses Thema in Marokko eine Rolle spielen?
Steve: Ich würde nicht sagen, dass die Chinesen einen Wettbewerbsvorteil haben. Zwar gibt es in China deutlich mehr Giga-Pressen (Maschinen mit über 6.000 Tonnen Schließkraft) – etwa 110 Maschinen – als in Nordamerika (etwa 25 in den USA und Kanada), aber die Auslastung dieser Maschinen ist in China deutlich geringer, sodass die Produktivität wahrscheinlich in beiden Regionen ähnlich ist. Was die Qualität betrifft, ist eine Beurteilung schwieriger. Es scheint jedoch, dass beide Regionen beim Thema Giga-Casting voranschreiten – die unterschiedliche Zahl an Maschinen spiegelt eher unterschiedliche Investitionsstrategien wider.
FP: China treibt auch die Entwicklung im Bereich großformatiger Gussteile und halbfester Gussverfahren stark voran. Hat sich die Forschung und Entwicklung nach China verlagert, oder sind chinesische Unternehmen einfach mutiger bei der Umsetzung neuer Trends?
Steve: In den letzten fünf bis zehn Jahren gab es in China sowohl in der Forschung als auch in der kommerziellen Produktion von halbfesten Gussteilen mehr Aktivitäten als in anderen Teilen der Welt. Das scheint sich jedoch zu ändern – das Interesse an halbfesten Gießverfahren wächst derzeit auch in Nordamerika und Europa wieder. Interessanterweise wurden die in China genutzten Haupttechnologien zur Herstellung halbfester Gussteile ursprünglich nicht dort entwickelt, sondern in anderen Teilen Asiens und Europas. Daher würde ich sagen: Der halbfeste Guss ist weiterhin eine globale Technologie, bei der China aktuell in der kommerziellen Anwendung führt.
FP: Analysten prognostizieren für die nächsten zehn Jahre ein weiteres Wachstum im Bereich der Nichteisen-Gusswerkstoffe. Immer mehr Komponenten in der Automobilproduktion werden aus Aluminium oder Magnesium gefertigt. Wie schätzen Sie diesen Trend ein?
Steve: Der Wandel von Verbrennungsmotoren (ICEs) zu Elektrofahrzeugen (EVs) bedeutet eindeutig, dass Gewichtsreduktion weiterhin ein zentraler Fokus der Automobilhersteller weltweit bleibt. Da viele Umstellungen von Eisenlegierungen auf Aluminium bereits erfolgt sind, müssen die Unternehmen jetzt kreativer werden, um weiteres Gewicht einzusparen. Eine Möglichkeit ist der Ersatz von Aluminium durch Magnesium – hier beobachten wir wachsendes Interesse, insbesondere an Thixomolding-Verfahren für Magnesium im halbfesten Zustand.
Eine weitere Option sind dünnwandigere Aluminiumgussteile, die sich ebenfalls über halbfeste Gießverfahren realisieren lassen.
Ein dritter Ansatz besteht darin, die Festigkeit von Aluminiumgussteilen zu erhöhen – sowohl Hochvakuumverfahren als auch halbfeste Druckgussverfahren ermöglichen durch Wärmebehandlung höhere Festigkeiten. Ich denke, es wird äußerst spannend zu beobachten sein, welches dieser Verfahren sich letztlich durchsetzt
FP: Mit Blick auf die S2P-Konferenz im nächsten Jahr – sind bereits alle Referenten bestätigt, oder können interessierte Experten noch Beiträge einreichen?
Steve: Die Frist zur Einreichung von Abstracts ist bereits abgelaufen. Dennoch möchte ich alle, die ein Paper über Struktur-Druckguss präsentieren möchten, ermutigen, sich direkt an die Organisatoren unter S2P26@s2p-conference.com zu wenden – vielleicht lässt sich noch eine Möglichkeit finden, einen Beitrag unterzubringen.
Dr. Midson, vielen Dank für Ihre Einblicke!
Über Dr. Steve Midson
Metallurgical Consulting for Metal Casting & Shaping
Dr. Steve Midson, Präsident der The Midson Group, ist ein international anerkannter Experte für Druckguss, Gießereitechnologie, halbfeste Gießverfahren, Additive Fertigung, Metallumformung und metallurgische Bewertungen. Die Midson Group unterstützt ihre Kunden in technischen, wissenschaftlichen, geschäftlichen und marketingbezogenen Fragestellungen in diesen Bereichen.
Darüber hinaus ist Dr. Steve Midson Research Professor und Director of Industry Relations am ADAPT Center for Additive Manufacturing an der Colorado School of Mines. Er betreut dort Doktoranden und lehrt im Bereich Foundry Metallurgy.
Mit seiner Kombination aus Forschung, Lehre und industrieller Zusammenarbeit gilt er als eine der führenden Stimmen in der internationalen Gießerei- und Werkstofftechnik.
Quelle: www.s2p-conference.com