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Bosch will Gießerei-Sparte verkaufen - IG Metall befürchtet massiven Stellenabbau

2021 hatte Bosch informiert, sich von seiner Gießerei-Sparte trennen zu wollen. Nun ist der Konzern mit einem Käufer einig geworden. Die Lollarer Gießerei könnte demnach abgewickelt werden.

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Bosch hatte Mitte 2021 angekündigt, sich von seiner Gießereisparte (Produktbereich Brake Components) zu trennen und hat sich nun mit einem Käufer geeinigt: Wie Bosch am Montag erklärte, will der Münchner Industriekonzern Aequita den Geschäftsbereich, der vor allem Bremsscheiben für Pkw herstellt, kaufen. Entsprechende Verträge wurden am Freitag unterzeichnet, der Vollzug steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Kartellbehörden.

Betroffen ist neben der Buderus Guss GmbH (Standorte Breidenbach und Ludwigshütte) auch die Robert Bosch Lollar Guss GmbH in Lollar und damit insgesamt rund 900 Mitarbeiter, davon rund 260 am Standort Lollar.

Die Bosch-Gießerei in Lollar könnte aufgelöst werden.
Aequita plant, "das Gießereigeschäft in Breidenbach bis Ende 2026 zu konsolidieren und dort in energieeffiziente und schadstoffarme Anlagen zu investieren", heißt es in der Pressemitteilung. Lollar soll sich "als Kompetenz- und Produktionszentrum auf die Oberflächenbeschichtung von Bremsscheiben konzentrieren". Mit Aequita habe das Unternehmen einen Partner gefunden, "der mit seinem ganzheitlichen Konzept den Produktbereich wirtschaftlich nachhaltig in die Zukunft führen kann". Als Grund für die Verkaufspläne nannte Bosch im Jahr 2021 auch die Tatsache, dass es kaum Synergien mit anderen Geschäftsbereichen gebe.

Der neue Eigentümer plant nach Angaben von Bosch "Konsolidierungen und Investitionen". Die Arbeitnehmervertreter befürchten nun einen massiven Stellenabbau: In Lollar sollen weniger als 120 Arbeitsplätze erhalten bleiben, so Stefan Sachs, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Mittelhessen, auf Nachfrage. Die Beschäftigten an den Standorten wurden am Montag in einer Versammlung über die Pläne informiert.

Gewerkschaft ist kämpferisch
Sachs spricht von einem "schmutzigen Trick". Bosch hatte mehrfach angekündigt, dass ein Verkauf bevorstehe und nun "die Katze aus dem Sack" sei, nachdem ein Beschäftigungssicherungsvertrag Ende 2023 auslief. Die angekündigten Pläne, die auch die Liquidation der Gießerei in Lollar bis Ende 2026 vorsehen, werden nicht akzeptiert. "Wir sind wütend und werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen", sagte er. "Alle möglichen gewerkschaftlichen Aktivitäten liegen für uns auf dem Tisch." Man sei nicht grundsätzlich gegen einen Verkauf, "aber der Inhalt ist entscheidend".

Auch der Betriebsratsvorsitzende der Robert Bosch Lollar Guss GmbH, Klaus Fischer, kritisierte die Ankündigung. Die Ausgliederung der Gießerei sei 2015 nur unter der Bedingung vereinbart worden, dass sie "gut aufgestellt" sei und zum Beispiel eine neue Formanlage angeschafft werde, was aber nicht geschehen sei. (Jonas Wissner)


Quelle: www.giessener-allgemeine.de 

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