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Deutschland verhindert Hochlauf des Elektroautos und wirft die europäische Autoindustrie zurück

Pressemitteilung | Lesedauer: min | Bildquelle: CAR – Center Automotive Research, Bochum
Von: Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer

Es ist traurig, aber wahr. Deutschland – „die“ Autonation - ist dabei, den Hochlauf des Elektroautos in Europa zu stoppen. Der unüberlegte Stopp der Umweltprämie zum Ende des Jahres 2023 erzeugt auch in Europa hohen Schaden. So ist auch in Europa der Anteil der batterie-elektrischen Neuwagen rückläufig. Europa gerät damit gegenüber China beim Aufbau der Klima-schonenden Mobilität immer stärker ins Hintertreffen. Neben der finanziellen Bürde für das Elektroauto durch den Prämienstopp gesellt sich das Gerede vieler konservativer Politiker, die eine blumige Zukunft des Verbrennungsmotors malen und in Traumtänzerischer Weise Syn-Fuels, für die es bisher keinerlei industrielles Konzept gibt, in den Himmel loben. Zusätzlich zieht die EU das Aus für den Verbrennungsmotor ab 2025 medienwirksam in Zweifel und erhöht durch Zölle künstlich die Preise für Elektroautos aus China. Es ist eine toxische Mischung aus Berlin und Brüssel, die langfristig dem Autostandort Deutschland großen Schaden zufügt.

Die Aussagen werden belegt und verstärkt durch die Halbjahres-Verkaufszahlen der vollelektrischen Neuwagen (BEV) in den großen Weltmärkten. In den wichtigen PKW-Weltmärkten wurden rund 2023 rund zwei Drittel der 75,5 Millionen Neuwagen weltweit verkauft.

In der EU wurden im Jahr 2023 1,5 Millionen BEV verkauft, sprich 14,6% aller Neuwagen waren BEV. In USA waren es gerade 1,2 Millionen BEV oder 7,7% aller Neuwagen waren BEV. In China hingegen wurden 2023 stolze 4,9 Millionen BEV verkauft. Der Marktanteil betrug 22,6%. China führt weltweit und kann daher erhebliche Skalierungsvorteile für seine Autoindustrie nutzen. Daher sind Elektroautos preisgünstiger zu produzieren als etwa in Deutschland. China ist das Land mit den größten Batterie-Produktions-Kapazitäten und damit auch mit den kostengünstigsten Lithium-Ionien-Batterie-Zellen.

Deshalb sind die Preise in China niedriger und nicht aufgrund irgendwelche mysteriösen Subventionen, die angeblich die EU-Kommission – bisher ohne irgendwelche öffentliche Nachweise – behauptet.

Wo wenig Elektroauto verkauft werden fehlt der wichtige Heimatvorteil in der Autoindustrie. Es ist wie im Fußball, wer keinen Heimvorteil in der Bundesliga hat, steigt ab. 2023 war der Heimvorteil der EU wenig ausgeprägt. Die Verkaufszahlen sind zu gering, um in die wichtigen Scales, sprich Volumenvorteile, zu kommen.


In 2024 zerstört Deutschland die Scales

Wie es 2024 weitergeht zeigt die nachstehende Tabelle. In China steigt der BEV-Anteil an den Neuwagen rast an und liegt im ersten Halbjahr bei 25,7%. Hinzu kommen Plug-In, die knapp die Hälfte der sogenannten NEV, New Energy Vehikels, bilden. Die Chinesen fassen BEV und Plug-In und Brennstoffzellenantrieb zu NEV- New Energy Vehicles- zusammen. Mittlerweile liegt der Anteil der NEV über 50%, also mehr als jedes zweite Auto, das derzeit in China verkauft wird ist ein NEV. Und der NEV braucht starke Lithium-Ionen Zellen. Der Kostenvorsprung von China bei der Elektromobilität wird damit weiter ausgebaut, Europa fällt weiter zurück.

Wenig verwunderlich, dass die Dominanz der Batterie-Werke in China ständig steigt und in Europa die Produktionen am „Hungertuch nagen“, sprich Auftragsmangel“ leiden. Der Grund in der EU ist Deutschland. Das zeigt die nächste Tabelle.

In der EU ist der Anteil der BEV im H1 2024 von 14,6% auf 12,5% gesunken. Und der Grund ist Deutschland. IM H1 wurden in Deutschland 36.119 BEV weniger verkauft als im Vorjahr und diese Entwicklung geht weiter, wie die neusten Zahlen des KBA zeigen. In wichtigen Automarkten wie Frankreich, Italien, Spanien oder England liegen im H1, 2024 deutliche Steigerungen der BEV Verkäufe vor – außer in Deutschland. Die EU als Ganzes hat im H1 2024 9.124 BEV mehr verkauft als im Vorjahr. Deutschland verhindert den Hochlauf der Elektromobilität in der EU. Deutschland hat also einen sehr traurigen schwarzen Peter. Berlin in Verbindungen mit dem Gerede vieler konservativer Politiker und der Zollkapriolen der EU fügt der deutschen Autoindustrie massiven Schaden zu und schwächt gleichzeitig den Kampf gegen Klimawandel.

* Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer, Direktor CAR - Center Automotive Research - Bochum

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