Zukunftsausrichtung und Technologie
Ferrari steht vor einer neuen Ära. Im Gespräch mit drei führenden Managern – Paolo Molinari (Leiter Antriebsstrangfertigung), Franco Pinna (Leiter Technologie und Innovation) und Giacomo Lorenzin (Leiter Gießerei und Maschinen Technologie) – erhalten wir Einblicke in die zukünftige Strategie.
Wie wird sich Ferrari im Kontext der Elektrifizierung und des geplanten EU-Verbots für Verbrennungsmotoren ab 2035 positionieren?
„Ferrari wird bis 2035 weiterhin Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor anbieten“, bestätigt das Team. „Wie auf unserem Investorentag kommuniziert, setzen wir auf eine Kombination aus Hybrid-, Verbrennungs- und Elektroantrieben. Es gibt nicht den einen Weg zur Zukunft, sondern verschiedene Technologien, die parallel bestehen.“
Ein vollelektrischer Ferrari ist bereits in Entwicklung und soll Ende dieses Jahres vorgestellt werden. Allerdings wird die Einführung eines Elektrofahrzeugs nicht das Ende konventioneller Modelle bedeuten. Vielmehr betrachtet Ferrari die Elektromobilität als eine zusätzliche Säule innerhalb der Modellpalette.
„Am Ende zählt nicht die Antriebsform, sondern dass jeder Ferrari ein echter Ferrari bleibt. Wenn wir es schaffen, die DNA der Marke beizubehalten, entsteht kein Bruch mit der Tradition. Wir sagen gerne: ‚Verschiedene Ferrari für verschiedene Ferraristi zu unterschiedlichen Anlässen‘.“
Dieser Ansatz ist tief in der Philosophie des Unternehmens verankert. Die Modellpalette reicht vom sportlich-eleganten Roma bis zum leistungsstarken SF90 – unterschiedliche Konzepte für unterschiedliche Zielgruppen.
„Luxus bedeutet Individualität und Differenzierung“, erklärt das Team. „Unsere Herausforderung besteht darin, vielfältige Anforderungen mit derselben Präzision zu erfüllen.“
Produktionsstrategie und Nachhaltigkeit
Während viele Hersteller auf Gigacasting-Technologien setzen, bleibt Ferrari zurückhaltend. „Wir analysieren die Potenziale, sehen aber aktuell keinen unmittelbaren Bedarf für unsere Produktionsmethoden“, erklärt Pinna.
Dafür hat Ferrari erhebliche Investitionen in nachhaltige Energiequellen getätigt. „Unsere Produktion läuft zu 100 % mit erneuerbarer Energie“, betont Molinari. Damit hat Ferrari einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zur Klimaneutralität erreicht, die das Unternehmen im September offiziell erklärte. Darüber hinaus plant Ferrari, in Zukunft 100 % recycelte Legierungen zu verwenden, um seinen Carbon Footprint zu reduzieren.
Auch intern wird Nachhaltigkeit gefördert. Ferrari setzt gezielt auf die Innovationskraft seiner Mitarbeiter, um zukunftsfähige Lösungen zu entwickeln.
Visionäre Entwicklung
Ferrari sieht sich nicht als Reaktion auf Markttrends, sondern als Schrittmacher neuer Entwicklungen.
„Wir wollen nicht bestehende Wünsche erfüllen, sondern neue Bedürfnisse schaffen – ähnlich wie es bei der Erfindung des Smartphones geschah. Unser Ziel ist es, eine Technologie zu entwickeln, die Maßstäbe setzt.“
Die Evolution der Modellpalette zeigt, dass Ferrari sich kontinuierlich weiterentwickelt: Heute gehören Plug-in-Hybride, viertürige Modelle und Stoffverdecke zur Produktpalette – Konzepte, die vor zehn Jahren noch undenkbar erschienen.
„Doch das Entscheidende ist, dass jeder Ferrari seinen Ursprung und seine Identität bewahrt. Wir werden weiterhin als ikonische Marke und führender Akteur im Motorsport wahrgenommen“, so das Team.
Denn eines ist sicher: Ferrari bleibt Ferrari – forever.