Partner

Fokus Zukunft: Wie die Breyden GmbH die strategische Transformation von einer traditionelle Gießerei zum Bremssystemanbieter vorantreibt

Sebastian Simon (AEQUITA), Steffen Sasse (Gießereileiter Breyden GmbH) und Jan-Christopher Schwehn (Leiter Vertrieb & Marketing Breyden GmbH) im Gespräch mit Foundry-Planet

Lesedauer: min | Bildquelle: www.breyden.com
Von: Thomas Fritsch, Chief Editor

Im Rahmen eines ausführlichen Interviews und eines intensiven Rundgangs durch die Gießerei gewährten Sebastian Simon, Steffen Sasse und Jan-Christopher Schwehn spannende Einblicke in die strategische Neuausrichtung und technische Weiterentwicklung der Breyden GmbH – vormals Buderus Guss – unter dem neuen Eigentümer AEQUITA.

Neue Marke, neue Werte – Breyden richtet sich im Mittelstand neu aus
„Wir mussten uns ein Stück weit neu finden“, erklärt Jan-Christopher Schwehn zur Umfirmierung in Breyden GmbH. Der neue Name knüpft an den Standort Breidenbach an und unterstreicht die regionale Verwurzelung – gleichzeitig soll er internationaler wirken. Das Rebranding war notwendig, um sich vom früheren Image (Heizungszulieferer) zu lösen und als innovativer Partner der Automobilindustrie aufzutreten. Erste Rückmeldungen – sowohl aus der Region, aber auch von Kunden – seien sehr positiv.

Neue Eigentümer, neue Dynamik – Aus Buderus wird Breyden
Nach dem Eigentümerwechsel von Bosch zu AEQUITA im Mai 2024 und der Umfirmierung zur Breyden GmbH Ende Oktober 2024 präsentiert sich der traditionsreiche Gießereistandort in Breidenbach mit neuem Namen, klarem Fokus und ambitionierten Investitionsplänen.
Sebastian Simon, Director bei AEQUITA und Projektleiter für den Standort, beschreibt die neue Unternehmenskultur als „agil, schnell, unternehmerisch“. Entscheidungen werden nun deutlich flexibler getroffen. Ziel sei es, mehr als nur Guss zu liefern – man wolle technologisch anspruchsvolle Produkte mit echter Wertschöpfungstiefe anbieten.

Investitionen mit Substanz – Neue Aluminiumgusslinie

Die Bremsscheibenproduktion soll am Standort Breidenbach konsolidiert werden.

Ein Beispiel für die neue Ausrichtung ist die Investition in eine neue, horizontale Aluminium-Gusslinie, mit der künftig Leichtbau-Bremsscheiben gefertigt werden, die Grauguss, Edelstahl und Aluminium kombinieren. Die Linie soll im ersten Halbjahr 2026 in Betrieb gehen und perspektivisch dreischichtig laufen.

Der Impuls war vom Markt ausgegangen, bedient werden namhafte OEMs. Dabei ergibt sich für den klassischen Eisengießer ein Novum, welches gleichsam für die strategische Relevanz dieser Entwicklung steht: Es werden Leichtbaubremsscheiben gefertigt, indem an einen Graugussreibring mit Edelstahlstiften ein Aluminiumtopf angegossen wird.
Zusätzlich läuft ein umfassendes Modernisierungsprojekt für die „Gießerei 1“ in Zusammenarbeit mit GEMCO unter dem Leitsatz „Make the Concept Stronger“. Ziel ist es, Prozesse zu automatisieren, effizienter zu gestalten, CO₂-Emissionen zu reduzieren und gleichzeitig wirtschaftlichen Ansprüchen zu genügen.

Leistungsdaten und Fokus

Aktuell produziert die Breyden GmbH 13–14 Millionen Bremsscheiben pro Jahr (Kapazität: bis 16 Mio. bei 15 Schichten) – rund 60.000 bis 65.000 Stück täglich. Mit der geplanten Konsolidierung der Bremsscheibenfertigung am Standort Breidenbach soll die Effizienz weiter gesteigert werden. Steffen Sasse, seit 2018 Leiter der Gießerei, betont die technologische Flexibilität der Anlage. Dennoch bleibt der klare Fokus auf Bremsscheiben: „Gießereien, die versuchen, zu breit in den Markt zu gehen, tun sich in Zeiten von Überkapazitäten schwer.“

Digitalisierung mit Augenmaß

Statt digitalem Aktionismus setzen die Verantwortlichen der Breyden GmbH auf gezielte Digitalisierung mit klarem Nutzen. Prozessdaten werden aus bestehenden Steuerungssystemen erfasst, analysiert und u. a. zur KI-gestützten Ausschussanalyse eingesetzt. Auch im Schmelzbetrieb wird durch intelligente Materialzusammensetzung effizienter produziert.

Zukunft der Bremsscheibe

Bremsscheiben werden auch in der Elektromobilität gebraucht – teils sogar größer aufgrund höherer Fahrzeuggewichte. Probleme wie Korrosion durch geringeren Bremsverschleiß oder Flugrost bleiben Herausforderungen, aber auch Chancen für Innovation. Die Leichtbau-Verbundbremsscheibe ist eine konkrete Antwort auf den Wunsch nach Gewichtsreduktion.
Das Thema Feinstaub (Stichwort Euro-7-Norm) ist mit iDisc II noch nicht abgeschlossen. Die OEMs fokussieren sich aktuell auf die Serienfreigabe, aber perspektivisch geht es um Kostensenkung bei gleichbleibender Umweltwirkung. Neue Pulver, Prozesse und enge Entwicklungskooperationen mit TMD Friction, einem weiteren Unternehmen im AEQUITA-Portfolio, treiben diese Weiterentwicklung voran.

Industriestandort Deutschland: Klare Positionierung trotz Herausforderungen

AEQUITA und die Breyden GmbH bekennen sich klar zum Produktionsstandort Deutschland. Allerdings hängt vieles von politischen Rahmenbedingungen wie Stromkosten und CO₂-Zertifikaten ab. Hr. Simon mahnt: „Die Gießerei ist Basisindustrie – wenn wir das Wissen verlieren, geht mehr verloren als nur ein Produkt.“

Strategische Ausrichtung & Zusammenarbeit als Schlüssel

Ein prägendes Element im Gespräch war das partnerschaftliche Selbstverständnis des Unternehmens. Kunden hätten im Rebranding-Prozess gespiegelt, dass man mit Breyden „gut zusammenarbeiten kann“. Ziel sei es, künftig noch früher in die Entwicklungsprozesse der OEMs eingebunden zu werden.
Die Breyden GmbH versteht sich nicht nur als Gießerei, sondern als Technologie- und Entwicklungspartner, der auch tiefer in die Wertschöpfung einsteigt. Dennoch bleibt das Kerngeschäft mit Gussrohlingen essenziell für die Auslastung der Anlagen. Innovation und neue Geschäftsmodelle sollen darauf aufbauen.

Fazit

Das Unternehmen Breyden GmbH zeigt, wie Tradition, Technologie und Transformation erfolgreich zusammengeführt werden können. Unter dem Dach von AEQUITA entwickelt sich das Unternehmen zu einem zukunftsorientierten, technologisch ambitionierten Gießereibetrieb mit klarer Positionierung im europäischen Bremsscheibenmarkt – und mit einem starken Bekenntnis zu Innovation, Qualität und Standorttreue.

Interview: Foundry-Planet | Gesprächspartner: Sebastian Simon, Steffen Sasse, Jan-Christopher Schwehn


Über Breyden – The brake disc company

Breyden wurde 1913 gegründet und verfügt über mehrere Standorte in Hessen: hochmoderne Gießereien, Produktions- und Bearbeitungsstätten in Breidenbach und Lollar sowie unser Innovationszentrum für Bremsscheiben in Ludwigshütte.

  • Mitarbeiter: 560

  • Bremsscheiben in 2024: ca. 13 Mio.

  • Produktportfolio:

    • EU7 beschichtete Bremsscheiben (iDisc II)

    • Leichtbau Bremsscheiben

    • GG-Bremsscheiben (belüftet und massiv)

Firmeninfo

Breyden GmbH

Buderusstraße 26,
35236 Breidenbach

Telefon: +49 6465 620

[1101]
Socials