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Siempelkamp Giesserei: Kritischer Punkt bei der Dauer bürokratischer Verfahren zur Planung von Schwertransporten erreicht

Fehlende Planungssicherheit, kaum Digitalisierung, steigende Kosten

 

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Mittlerweile dauert es bis zu 14 Wochen, bis ein Groß- und Schwertransport der Siempelkamp Giesserei durch mehrere Bundesländer bewilligt ist – wenn dann auch die Straßeninfrastruktur mitspielt. Gerade die Antragsstellung über das bundesweite Portal VEMAGS (Verfahrensmanagement für Großraum- und Schwertransporte) und die zentrale Koordination durch die Autobahn GmbH ziehen laut Giesserei die Planungs- und Abstimmungsprozesse zusätzlich und unnötig in die Länge.

“Die Einführung des Portals hat über 10 Jahre gedauert, und eine Systematik hervorgebracht, welche mit ganzheitlicher Digitalisierung nach heutigen Verständnis wenig zu tun hat”, macht Siempelkamp-Giesserei-Geschäftsführer Dirk Howe deutlich und ergänzt: “Die Autobahn GmbH wächst auf 13.000 Beschäftigte an, ist aber mit der schnellen und effizienten Koordination von Streckenplanungen für wichtige Schwertransporte aktuell oftmals überfordert. Anträge, die bis 2021 und 2022, selbst in Pandemiezeiten, in vier bis sechs Wochen länderübergreifend abgewickelt waren, liegen seit dem Zuständigkeitswechsel nun über Wochen bei der Autobahn GmbH, ohne dass wir als Antragssteller etwas über den konkreten Zeitpunkt zur Genehmigungserteilung erfahren oder uns selbst an dem Prozess unterstützend beteiligen können”.

Die durchgeführte Privatisierung der Streckenbegleitung hat das zeitliche Problem zusätzlich verschärft, da es vielerorts an sogenannten “freigeprüften Strecken”, geschulten Fahrern und Fahrzeugen mangelt. “Weil auf fünf Kilometern einer 500 Kilometer langen Strecke die Zuständigkeiten für einzelne Abschnitte geklärt werden müssen, hängen unsere Anträge zusätzlich in den Ämtern fest”, so Howe. Gerade die Planung und Buchung von Überseetransporten großer Maschinenbauteile an den Häfen ist unter diesen Vorzeichen in der Praxis fast unmöglich.

Siempelkamp Giesserei sucht nach Alternativen für Transportwege

Um für alle Beteiligten Planungssicherheit zu generieren, weicht die Siempelkamp Giesserei immer mehr auf andere Verkehrswege aus. Dabei spielt der Schifftransport über den Krefelder Rheinhafen eine zentrale Rolle. Auch die Häfen von Rotterdam und Antwerpen sind aufgrund von einfacheren Regulierungen in den Nachbarländern leichter für die Krefelder Giesserei erreichbar als inländische Überseehäfen. “Hierdurch geht natürlich viel Wertschöpfung im deutschen Logistiksektor und für unsere deutschen Überseehäfen verloren, das ist jammerschade, aber hierauf können wir nicht immer Rücksicht nehmen”, erläutert Howe die Sachlage. Die Bahn ist aktuell leider kaum eine Alternative für diese Großbauteile, trotz direktem Schienenanschluss an das Gießereigelände. “Es gibt leider kaum Trailer bei der Bahn, die für unsere tonnenschweren Transporte zur Verfügung stehen. Zudem hat die Bahn für solche Transporte die Preise drastisch erhöht und Flexibilitäten eingeschränkt. Ein ökologisch sinnvoller Transportweg wird somit unter den gegebenen Umständen teilweise unsinnig”, so Howe.

Die Transportnebenkosten sind auf der Straße in kurzer Zeit rasant gestiegen, auch aufgrund der Privatisierung der Streckenbegleitung. Neben der dynamischen Energie- , Infrastruktur- und Fachkräftethematik entstehen weitere Standortnachteile durch zusätzlich erzeugte Bürokratie gegenüber besser aufgestellten europäischen Nachbarländern. “Eine Bürokratieauflage jagt die nächste. Aktuell werden nun sogar “Schleppkurvennachweise” bei der Beantragung von Großraumtransporten gefordert. Der Preis pro Einzelnachweis beträgt 350 Euro”, berichtet Howe.

Gießerei-Chef fordert mehr Digitalisierung bei Planungsverfahren

Während die Siempelkamp Giesserei wie viele innovative Mittelständler in den letzten Jahren wichtige Bereiche des Unternehmens digitalisiert hat, verpassen die Behörden die Möglichkeit, für ihre eigenen Prozesse auf digitalisierte Lösungen und sinnvolle KI-Tools umzuschwenken. “Viele mittelständische Unternehmen wünschen sich, dass die Streckenplanung auf Knopfdruck durchgeführt werden kann: Was ist die ideale Strecke für den Lastzug, was ist dafür die beste Zeit? Es ist schwer nachzuvollziehen, warum so etwas nicht funktioniert. Stattdessen werden etliche behördliche Instanzen in das Verfahren einbezogen. Zudem ist keine Perspektive zur Verbesserung erkennbar”, sagt Geschäftsführer Howe. Gerade der Einsatz künstlicher Intelligenz könnte dabei helfen, die Arbeitslast für die Behörden zu verringern.

Gleichzeitig sollten einige bestehende Regularien im gemeinsamen Interesse angepasst werden. So könnten Schwertransporte nicht nur nachts, sondern, beispielsweise für den schnellen Auf- und Ausbau von Windkraftanlagen, am Wochenende fahren. Auch könnten Rückfrachten für Standardtransporte ohne zusätzliche Genehmigung zugelassen werden, um die CO2-Effizienz und damit die Nachhaltigkeit der großen Fahrzeuge deutlich zu erhöhen. Die Siempelkamp Giesserei stellt hier klare Forderungen an das Verkehrs- und Digitalministerium: “Die Strukturen und Prozesse müssen schnellstens verbessert werden, sonst wird die erforderliche Transformation nicht im Zeitplan realisiert werden können. Es braucht einen ausgewogenen Masterplan zur Sanierung der Infrastruktur, so dass Ost-West- und Nord-Süd-Verbindungen störungsfrei befahrbar sind. Wenn neben den bestehenden Infrastrukturproblemen noch zusätzlich weitere Bürokratie geschaffen wird, kommt es auf Deutschlands Straßen irgendwann zum Schachmatt.”

Über Siempelkamp

Siempelkamp ist eine weltweit tätige Unternehmensgruppe mit den Geschäftsbereichen Maschinen- und Anlagenbau, Gusstechnik sowie Engineering und Service. Weltweit sorgen annähernd 3.000 Mitarbeiter dafür, dass die Siempelkamp-Gruppe mit ihren Technologien in der Weltspitze vertreten ist.

Die Siempelkamp Giesserei in Krefeld hat sich auf die Herstellung handgeformter Großgussteile bis 320 Tonnen aus Gusseisen mit Kugelgrafit spezialisiert und gehört mit einer Gussmenge von über 60.000 Tonnen pro Jahr sowie über 400 Mitarbeiter:innen zu den größten Handformgießereien der Welt. Das umfassende und kundenorientierte Leistungspaket beinhaltet den gesamten Produktionsprozess von der Konstruktion, den Berechnungen, dem Modellbau, der Formerei über den Abguss bis zur mechanischen Bearbeitung sowie Verpackung und Transport.


 

Firmeninfo

Siempelkamp Giesserei GmbH

Siempelkampstr. 45
47803 Krefeld
Germany

Telefon: +49 2151 894-0

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