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Wertschöpfung statt Tonnage - Was bleibt am Ende übrig in der Gießerei?

Die Gießereiindustrie im Spannungsfeld von Lieferketten, Transformation und Klimaschutz

Pressemitteilung | Lesedauer: min

Direkt am Morgen nach dem sehr stimmungsvollen Gießerabend während der 64. Österreichischen Gießereitagung im Congress Leoben, hatte Fynn-Willem Lohe bereits um 9 Uhr seinen Auftritt. In der Plenarrede zum Thema: Was bleibt am Ende übrig? Wertschöpfung statt Tonnage! sollte es am Ende um viel mehr gehen, als lediglich eine Kostenbetrachtung der Gießerei-Industrie.

Zunächst zeigte Fynn-Willem Lohe den Kanon der Arbeit des CAEF, dem er als Generalsekretär seit Ende 2020 vorsteht. Neben der Sitzungsarbeit entlang der verschiedenen Branchen, wie Automotive, Windenergie, oder allgemeiner Maschinenbau, etabliert der CAEF Netzwerke und erarbeitet Statistiken über die Industrie und an Themen, wie BREF oder NEPSI.

Trotz Umsatzsteigerung kaum Profit - Gießereien müssen mehr zu Entwicklungspartnern werden

Im Anschuss geht der Vortrag der Frage nach, weshalb die Gießerei-Industrie trotz großen Umsatzsteigerungen in 2021 kaum Profit erwirtschaftet hat. Der Hauptgrund liegt in der signifikanten Kostenentwicklung primär entlang der Rohstoffe und Energie. Dadurch wurde bei Weitergabe an die Kunden der Umsatz aufgebläht. Und auch die Weitergabe von Kostensteigerungen gestaltet sich erfahrungsgemäß schwer. Somit seien seiner Aussage Kennzahlen auf Basis des Rohertrags schon geeigneter. Der Hauptapell ist jedoch der Folgende: Gießereien sollten viel stärker zu Entwicklungspartnern der Kunden werden und Materialeinsparungen sind ein echter Mehrwert für Kunden und dürfen entsprechend wertgeschätzt und wertgestellt werden.


Die vielfältigen Herausforderungen zwingen zur Innovation

Zudem werden die Herausforderungen rund um den EU Green Deal, Fit For 55 oder auch Sustainable Finance die Gießer dazu zwingen, innovativer zu werden und sich neuen Gusslösungen zu widmen. Nachdem die europäische Gussproduktion im Jahr 2020 um rund 20 % eingebrochen ist, zeigen die momentanen Erholungstendenzen nicht überall ihre Früchte. Während die Bereiche Maschinenbau und insbesondere die Abnehmerbranchen Landmaschinen erfreulich robust und sogar während Corona expandierend zeigten, trüben die internationalen Fahrzeugmärkte das Bild erheblich. Für Europa stand im Vergleich zu 2019 ein Minus von 31 % bei den Neuzulassungen bis Februar. Und innerhalb der Neuzulassungen machen inzwischen über 30 % Automobile mit einem Elektro- oder Hybridantrieb aus; hier fällt der Guss für den Antriebsstrang fast vollständig weg.

Doch es gibt auch neue Ufer. So würden sich, so Lohe, zum Beispiel im Bereich der Energiespeicherung oder Wärmepumpen erhebliche Marktpotenziale ergeben. Schwungmassenspeicher, Druckluftspeicher, und dergleichen werden zukünftig dezentral und vielerorts benötigt. Das Rennen um die beste Technologie sei noch offen, aber ohne Guss ginge es nicht, so Lohe weiter. Im Rahmen der EU Taxonomy on Sustainable Finance werden Häuser dekarbonisiert. Hierfür werden enorm viele Wärmepumpen benötigt. Von einem aktuellen Anteil von rund 10 % am Endenergiebedarf, wird dieser Anteil bis 2050 auf mindestens 20 % ansteigen müssen, um die Klimaziele von -95 % zu erreichen.

Ähnliche Potenziale ergeben sich in einer der Kernbranchen unserer Industrie, der Windkraft. Nach zögerlichen Ausbauentwicklungen der vergangenen Jahre, häufig durch lange Genehmigungsverfahren und umfangreiche Bürgerbegehren, sei in vielen Ländern der Schalter zumindest in der Legislative umgelegt worden. Hieraus ergäben sich zweistellige Wachstumsraten für die europäischen Windkraftanlagengießer.

Fynn-Willem Lohe beendet seine Rede mit einer Verdeutlichung der momentanen Lage in der Welt. Vor drei Jahren sei vieles noch nicht denkbar gewesen. Weder Corona, noch der Krieg in der Ukraine, oder dass ein Mensch, Elon Musk, statt der NASA mit seinen SpaceX-Raketen Astronauten auf die ISS befördere. Zudem sei Herr Lohe zutiefst beeindruckt von Sanna Marin, die junge finnische Regierungschefin, die mit der Beitrittsbekundung zur NATO eine veritable Kriegsgefahr für ihr Land herausbeschwören könnte. Bei aller wirtschaftlicher Probleme um Gasversorgung und Lieferketten, sollte der Wert von Frieden und das aktuelle Leid in der Ukraine niemals vergessen werden.

Über die österreichische Gießereitagung - 25 Jahre erfolgreiche Kooperation ÖGI und Montanuniversität Leoben

Die 64. Österreichische Gießereitagung fand in Leoben an der berühmten  Montanuniversität statt.

Mit 290 Teilnehmern aus Österreich, Deutschland und anderen europäischen Ländern nahmen die Experten aus der gesamten Wertschöpfungskette Guss das Angebot der Präsenzveranstaltung mit Freude wieder an. Excellente Vorträge, Networking und eine herzliche Gastfreundschaft prägten die rundum gelungene Veranstaltung.

Wie der am Jahresende scheidende ÖGI Präsident Dipl.-Ing. Gerhard Schindelbacher am Galaabend des Kongresses bekannt gab, übergibt er nach 25 Jahren die Führung an seine designierte Nachfolgerin, die bestens vernetzte Dipl.-Ing. Christa Zengerer, derzeit noch Geschäftsführerin der ACstyria Mobilitätscluster GmbH.

Die Delegierten, Kollegen und Freunde dankten Schindelbacher mit großem Applaus und hegten die Hoffnung er möge der Industrie und der Forschung auch künftig in anderer Funktion erhalten bleiben.

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