Ein Gastbeitrag von Andreas Wilch, Access e.V.
Vom 8. bis 12. September 2025 fand in Kobe, Japan, die World Conference on Investment Casting (WCIC) statt. Laut Veranstalter zählte die Konferenz rund 300 Teilnehmer aus 23 Ländern, begleitet von einer Fachausstellung mit 80 Ausstellern. Begrüßt wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zudem durch die Grußworte des Bürgermeisters von Kobe City. Die nächste WCIC wird 2028 in Prag stattfinden. Als weitere kommende Termine sind die EICF 2026 in Sevilla und die ICI-Tagung in Pittsburgh im September 2025 angekündigt.
Teilnehmerstruktur und Messegeschehen
Der Großteil der Teilnehmer kam aus Asien. Europäische und nordamerikanische Unternehmen waren deutlich unterrepräsentiert.
Die Präsenz europäischer Gießereien war insgesamt gering.
Unter den Ausstellern dominierten international tätige Zulieferer, die ihre neuesten Produkte und Dienstleistungen für die Feingussindustrie präsentierten.
Thematische Schwerpunkte
Zwei große Themen prägten die Fachvorträge:
- Digitale Werkzeuge zur schnelleren Entwicklung und Fehlerprognose im Feinguss.
- Neue Werkstoffe für die Luftfahrt, insbesondere hochtemperaturbeständige Legierungen für Triebwerksanwendungen.
Auffällig war, dass es während vieler Vorträge nur wenige Diskussionsbeiträge gab. Sprachbarrieren spielten dabei eine Rolle. Zwar stand mit „Wordly“ ein digitaler Übersetzungsservice zur Verfügung, die Qualität der Übertragungen war jedoch begrenzt.
Ausgewählte Fachbeiträge
Ein zentraler Vortrag behandelte „R&D Trends on Investment Casting for Aerospace Applications“. Im Mittelpunkt stand die Entwicklung einer Superlegierung der neuesten Generation für Single-Crystal-Anwendungen, mit dem Ziel, die Turbineneintrittstemperatur weiter zu steigern. Bereits eine Erhöhung der Verbrennungstemperatur um 40 °C kann die Effizienz des Triebwerks um 1 % verbessern, ein relevanter ökonomischer Faktor für Fluggesellschaften. Neben Computational Alloy Design spielen dabei komplexe keramische Kerne, automatisierte Wachsmontage und additiv gefertigte Schalenformen eine zentrale Rolle.
Ein weiterer Vortrag behandelte die historische Entwicklung von Superlegierungen und präsentierte Ansätze zum Recycling gebrauchter Turbinenschaufeln. Dabei zeigte sich, dass durch den Einsatz von CaO-Tiegeln beim Wiedereinschmelzen Schwefel effektiv aus der Schmelze gebunden werden kann, wodurch die Legierung erneut für Hochtemperaturanwendungen nutzbar wird. Auch der Bereich Automatisierung war vertreten: Gezeigt wurden Lösungen zur Effizienzsteigerung im Wachsraum, die Flexibilität und Kostenvorteile in der Serienproduktion ermöglichen.
Einsatz von KI im Feinguss
Besonderes Interesse fand ein Beitrag über ein KI-basiertes Inspektionssystem zur automatisierten Erkennung von Defekten in keramischen Schalenformen. Das System kombiniert kamerabasierte Datenerfassung mit einem zweistufigen AI-Modell (Mask R-CNN, nnU-Net). Ziel ist es, Qualitätskontrolle direkt in den Produktionsprozess zu integrieren und dadurch Ausschuss, Energieverbrauch und Kosten zu reduzieren. Das Projekt befindet sich aktuell in der Weiterentwicklung und sucht Industriepartner für praktische Anwendungen.
Fazit
Die WCIC 2025 zeigte, dass digitale Technologien und neue Hochtemperaturlegierungen weiterhin die zentralen Treiber der Feingussbranche sind. Die Konferenz bot wertvolle Einblicke in aktuelle Forschungs- und Entwicklungsarbeiten, insbesondere für die Luftfahrt- und Energietechnik.